Das Buch »Irre! Wir behandeln die Falschen – unser Problem sind die Normalen: eine heitere Seelenkunde« von Manfred Lütz gibt einen breiten und faktenreichen Einblick in die Welt der psychischen Erkrankungen und psychologischen Behandlungsmethoden. Es ist allerdings kein trockenes Lehrbuch, sondern liest sich angenehm flüssig und heiter.
Die ersten beiden Kapitel, in denen der Autor die normalen Menschen präsentiert und erklärt, weshalb diese vielleicht ungewöhnlich handeln, aber deshalb noch nicht behandelt werden sollten, haben mir nicht so sehr gefallen, weil sie stark auf die Extreme wie Hitler und Bohlen zeigen. In all der Gesellschaftskritik, die sich durch das gesamte Buch zieht, spürt man aber auch die Lebenserfahrung des Autors und ich selbst kann ihr nur zustimmen: oftmals sind die kranken liebenswerter und die gesunden sind die, die man meiden möchte.
Das Buch präsentiert viele anschauliche Beispiele, wie sich Erkrankungen wie Demenz, Schizophrenie oder Alkoholsucht äußern und sich die Welt für die Betroffenen anfühlt. Aber auch viele Grundlagen und Begriffe der Psychologie wie der Unterschied zwischen Neurose und Psychose werden erklärt, denn im Alltag haben sich teilweise falsche Bedeutungen festgesetzt. Dazu gibt es noch Beschreibungen der Behandlungsmethoden wie Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, Medikamente und Elektrokrampftherapie, so dass sich wirklich ein bunter Streifzug durch die Psychologie-Landschaft ergibt.