Im März war ich mit einem defekten Staubsauger vom Typ Miele C3 beim Reparier-Café in Jena und wollte endlich selbst erleben, wie es dort ist, und natürlich hatte ich auch die Hoffnung, den Staubsauger wieder zum Leben zu erwecken. Schon beim Eintreffen war ich positiv überrascht, denn es waren geschätzt über 30 Leute am Sonntagnachmittag zusammengekommen.
Nachdem ich einen kurzen Anmeldezettel ausgefüllt hatte, kam auch schon Uwe vom Team und nahm sich des Staubsaugers an. Bereits beim Öffnen des Gehäuses zeigte sich der Wert des Reparier-Cafés: Werkzeuge wie einen langen, schmalen Torx-Schraubendreher oder einen skalpellähnlichen Spatel habe ich nicht zu Hause und Uwe hatte offensichtlich schon einige Erfahrungen und hat wesentlich zielsicherer die passenden Stellen zum Öffnen des Gerätes gefunden, als ich es gekonnt hätte.
Wir hatten uns dann bis zum Motor vorgekämpft, aber bis dahin keinen Defekt gefunden. Aus Uwes Sicht musste sich aber im Motor selbst noch etwas Elektronik verbergen, denn von der Steuerungsplatine gingen drei statt zwei Adern in den Motor. An der Stelle hatte ich schon im Internet nach dem Motor gesucht und bin bei YouTube auf ein Video gestoßen, in dem auch der Motor geöffnet wurde. Somit brauchten wir nicht groß weiter raten und konnten gezielt den Motor öffnen.
Unsere Bastelaktion am Staubsauger hatte noch weitere Interessenten angelockt und so hatte sich auch ein älterer Herr zu uns gesellt, der erzählte, er habe im Berufleben viele Geräte repariert. Er konnte uns auch den entscheidenden Tipp geben, dass die Befestigung des Lüfters ein Linksgewinde ist, was im Video nicht zu erkennen war.
Am Stecker des Motors befand sich dann auch die Elektronik die offensichtlich zerstört war. Leider war an dieser Stelle erst einmal das Ende erreicht, aber es war sehr befriedigend eine Ursache gefunden zu haben, die ein weiteres Vorgehen ermöglichte.
Bilanz
Wir haben uns Schritt für Schritt von der Anschaffung eines neuen Staubsaugers für 100 € über den Ersatz des Motors für 50 € hin zum Ersatz der Baugruppe für 20 € oder auch vielleicht nur ein paar Euro gearbeitet, falls wir die Baugruppe selbst bauen. Eingeflossen sind eineinhalb Stunden Arbeitszeit von drei Leuten und es kommt noch einiges an Zeit dazu, denn noch läuft der Staubsauger nicht wieder. Rein ökonomisch gesehen ein klarer Verlust, wenn man mit realen Stundensätzen eines Unternehmens rechnet.
Aber für die Gesellschaft ist es ein absoluter Gewinn: neben dem vermiedenen Elektronikschrott, dessen Kosten man vielleicht noch benennen kann, hat sich für das soziale Miteinander ein Mehrwert ergeben, der schwer zu beziffern ist. Das Reparier-Café bietet Menschen einen Raum für Gemeinschaft und Erfüllung ihrer tieferen Bedürfnisse nach sozialem Umgang und menschlicher Nähe. Projekte wie das Reparier-Café zeigen dem Menschen »Du gehörst dazu« und »Du bist wichtig«.
Es sind im Leben die vielen kleinen Gaben und Anerkennungen, die oft unbewusst passieren und denen daher vielleicht wenig Bedeutung beigemessen wird. Aber genau diese stehen bei einem Projekt wie dem Reparier-Café im Vordergrund: Allen voran ist Uwe zu nennen, der mit seinen Fähigkeiten
Der ältere Herr bekam Anerkennung für sein Wissen und ein Gefühl, teilhaben zu dürfen.
Jung und alt
WLAN vorort
- Video
- Bezahlung
Ausblick
- Handel Ersatzteile ebay
- Miele Angebot
Forderung
Unterstützung von der Politik gefordert: Geräte, für die die Industrie nicht mehr die Verpflichtung übernimmt, sollten der Gemeinschaft übergeben werden
Bei Projekten wie dem Reparier-Café geht es für mich nicht nur darum, Müll zu vermeiden, sondern wir können damit auch der Gesellschaft
Menschen in die Gesellschaft holen
Reparaturfreundliche Geräte