Kybernetik ist die Wissenschaft von der Steuerung und Regelung von Maschinen, lebenden Organismen und sozialen Organisationen und wurde Mitte des 20. Jahrhunderts von Norbert Wiener begründet. Mithilfe von Regelkreisläufen (über Rückkopplungsmechanismen) wird versucht Phänomene in der Natur zu beschreiben und in dieser Denkweise mit Technik nachzubauen oder zu simulieren.

Bei der Kybernetik 1. Ordnung ist die Annahme, dass ein System abgeschlossen ist und von außen betrachtet und gesteuert werden kann (Fremdsteuerung). Heinz von Foerster begründet die Kybernetik 2. Ordnung, bei der die Annahme ist, dass das System auch darauf reagiert, dass es gesteuert wird (Selbststeuerung, Selbstorganisation); z. B. bei sozialen Systemen. Heinz von Foerster: »Objektivität ist die Wahnvorstellung, Beobachtungen könnten ohne Beobachter gemacht werden.«

Anfang der 1970er wurde unter Salvador Allende ein Netzwerk zur Koordination der Produktion und Versorgung Chiles nach kybernetischen Grundsätzen aufgebaut. Dieses Projekt Cybersyn bestand aus einigen 100 Telex-Systemen, die ihre Daten (Rohstoffbedarf, produzierte Waren, anwesende Arbeitskräfte) im 24-Stunden-Takt an einen IBM-Großrechner in Santiago de Chile übermittelten. Dort gab es eine Operationszentrale Opsroom, in der gewählte Volksvertreter (einfache Leute, keine speziell ausgebildete Elite) die Geschicke des Landes aufgrund der Berechnungen des Computers steuern sollten. Das Netzwerk wurde einmal während eines landesweiten Streiks erfolgreich genutzt, aber nach einem Machtwechsel zerstört.

Dieses System sollte später zu einer Planwirtschaft auf demokratischer Grundlage ausgebaut werden, bei dem die Stimmung der Bevölkerung gemessen und dementsprechend reagiert wird.

Das Politische erscheint so nicht mehr vom Individuum, sondern von seinen Apparaturen aus gedacht. Sodass wir gänzlich von den «Kreaturen» abhängen, «die wir machten» (Goethe).

In dieser schlechten, aber besten aller politischen Ordnungen [der Demokratie] sollte es – nach wie vor – um das Spiel der Antagonismen gehen, um Verständigungsprozesse, um die Verhandlung politischer Ideen und um Machtzerstreuung – nicht um eine bloss verwaltete Welt 2.0.

Damals gab es auch schon viele Gedanken und Umsetzungen, die den heutigen sozialen Netzwerken gleichen, nur dass damals das Gemeinwohl als Ziel stand und nicht finanzielle Interessen verfolgt wurden.