Als Schüler habe ich mich immer gefragt, warum ich in die Schule gehen muss, und den Schulbesuch mehr als Pflicht empfunden. Heute glaube ich, es wäre damals hilfreich gewesen, wenn meine Lehrer mir die Bedeutung der Schule fürs Leben besser erläutert und Hintergründe der Wahl der Inhalte dargelegt hätten.
Vielleicht kann der eine oder andere Lehrer in der ersten Stunde im Schuljahr mit seinen Schülern eine Motivationsstunde gestalten und gemeinsam mit den Schülern ihre Wünsche für das Schuljahr und seine Ziele Lehrers zusammentragen und verständlich aufbereiten. Da ich heute selbst eine gewisse Vorstellung der Bedeutung von Schule habe, will ich diese hier darlegen und damit dem geneigten Lehrer ein paar Ideen für die Motivationsstunde geben.
- Ziel: auf Leben vorbereiten; selbstständig, selbstbestimmt, Freiheit
- möglichst vielfältige Erfahrungen
- Wissen, Erkenntnisse, Methoden, Kompetenzen vermitteln
- Schule (Gesellschaft) als zweiter Bildungsweg neben den Eltern, andere Schwerpunkte, geringfügig anderes Ziel: guter Bürger ggü. guter Mensch
- Schule ist die Vergemeinschaftung der Bildungsaufgabe von Kindern, da eine Familie allein nicht mehr dieses breite Wissen besitzen kann und auch die Geräte und Möglichkeiten bieten kann (Sportgeräte, Chemielabor, Physikexperimente)
- Kindern die Welt zeigen, sie heranführen = Kinder bei der Entdeckung der Welt begleiten, aber nicht ihnen den Weg vorgeben; Kindern die Möglichkeiten und Schönheiten der Welt als Anregung/Stimulation anbieten
- Lernen aus Erfahrungen
- Schlüsseziehen/Weiterdenken muss man erlernen durch viele Beispiele
- 1. Zyklus: Analyse, Planung, Umsetzung; 2. Zyklus: (Fehler-)Analyse, Planung, Korrektur; …
- Schulpflicht ggü. Unterrrichtspflicht, in Deutschland 1919 eingeführt
- staatlichen Erziehungsauftrag, Heranbildung der Schüler als zukünftige Staatsbürger
- Prozess des Lernens:
- Analyse: Was will ich?
- Planung: Wie soll es passieren?
- Durchführung
- Retrospektion und Prüfung: Wurde das Ziel erreicht?
- Stufen der Lernkomplexität:
- Beginn mit fertigen Plänen, erlernen der Durchführung; z. B. Differenzieren in der Mathematik: »Exponent vor die Variable schreiben und um eins zum neuen Exponenten verringern«
- Erweitern der Aufgaben zu geg. und ges., sodass selbständig erlernt werden muss, welche Teile wohin gehören und wie der bekannte Plan anzuwenden ist; z. B. »Bilde die Ableitung der Funktion …«
- Aufgaben, bei denen der Schüler selbständig die Zielsetzung erkennen muss; Extremwertaufgaben, »Aus einem Blatt Papier soll ein Karton gebastelt werden, sodass das Volumen maximal wird«
- Probe, Überschlagsrechnung, Fehlersuche
Deutsch
Formale Grundlagen
- Schriftsatz (Typographie), Schreibstil, Textgestaltung (Überschrift, Zitat, Absatz), Textgleiderung (Einleitung, Analyse, Zusammenfassung)
- Rechtschreibung, Grammatik
- Herkunft und Veränderlichkeit von Sprache:
- Etymologie von Worten: »macht Sinn«
- Satzbau, Worttypen, Stilmittel (Metapher)
- Textarten (Roman, Essay), Reimformen bei Gedichten
- literarische Strömungen (Romantik)
- Hintergrundwissen zu Texten (zeitlicher Kontext, Autor), um sie deuten und verstehen zu können
- Techniken der Texterschließung (Mindmap)
Metaziele
- Bilden eines allgemeinen Sprachgefühls, »Was sagt man wann?«, »Welches Wort verwendet man wann?«
- Vielfalt der Sprache vermitteln, nicht nur tun und machen
- Begriffe und Wörter präsentieren (Fremdwörter, gehobene Sprache), um die Angst davor zu nehmen und den Umgang damit zu fördern; Wort- und Sprachgewandtheit, Kreativität
- Fördern der Gehirnleistung beim Lesen von Texten durch Merken von Informationen, Aufbau von Zusammenhängen und Gliederung von Informationen zum Beispiel bei Schachtelsätzen
- Schulung von Fantasie/Träumerei und Vorstellungsvermögen, aufzeigen des Potentials und der Schönheit der Welt »was es alles da draußen zu entdecken gibt, worauf man achten sollte«
- Schulung geistiger Offenheit, Weit-/Umsichtigkeit und Erfahrungsbereitschaft
Anwendung
- literarische Werke mit Bedeutungsanalyse, Sinn des Lebens
- Aufzeigen der »Schönheit« und Spezialitäten der Sprache:
- Holzwegeffekt (Garden-Path-Sentences)
- Mehrdeutigkeiten »The girl knew the answer was wrong« (Minimal attachment principle), »Komm wir essen Oma« (Kommaverweigerung)
Mathematik
- Abstraktes Denken
- Wesentliches von Unwesentlichem unterscheiden: Sachaufgabe in mathematische Fragestellung übertragen
Physik/Chemie/Biologie
- Strukturierte Arbeitsweise, systematisches Handeln und Aufbau eines Systematik beim Handeln