Vorwort
Teile dieses Textes sind bereits vor zwei Jahren entstanden und die Überlegungen dazu reichen noch weiter zurück. Durch die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen wird zwar vielfach die Forderung nach einem Grundeinkommen erhoben, jedoch sehe ich den hier gebrachten Vorschlag als kein gutes Mittel gegen die gegenwärtigen Probleme, da wir kurzfristiger Lösungen bedürfen, aber die Einführung eines Grundeinkommens aus meiner Sicht Jahrzehnte benötigt. Das größte Problem bei einem Grundeinkommen liegt meiner Meinung nach nicht in der technischen Umsetzung, sondern im kulturellen Wandel. Die ökonomischen Prinzipien haben uns über so viele Jahrzehnte hin intensiv begleitet und geprägt, sodass wir bei der Einführung eines Grundeinkommens mehr mit Zweifeln und Ängsten, mit Neid und Habgier zu kämpfen haben als mit organisatorischen Anforderungen.
Aber gerade diese Herausforderung der Ängste und Zweifel ist auch ein gutes Indiz dafür, dass sich etwas verändern muss. Zu sehr nehmen uns die Prinzipien des ökonomischen Handelns gefangen und lassen uns an Ungewissheiten und Uneindeutigkeiten scheitern. Unsere Zeit konfrontiert uns gerade mit dem Klimawandel und der Digitalisierung aber mit riesigen Fragen, für die wir keinen vollständigen Kenntnisstand erlangen können und oft zwischen mehreren, gleichwertigen Handlungsoptionen wählen müssen – vor denen wir aber auch nicht die Augen verschließen oder in Schockstarre verfallen dürfen.
Die zweite schlechte Botschaft will ich daher auch gleich vorwegnehmen: das Grundeinkommen nach meiner Vorstellung wird nicht nur lange brauchen, sondern auch die Welt komplizierter machen. Die Reduktion unserer Handlungsmöglichkeiten durch die exzessive Anwendung der ökonomischen Prinzipien hat uns gerade auch in die Sackgasse der einfachen Weltsicht geführt, was uns in Anbetracht des Klimawandels überaus deutlich wird. Die Welt ist aber nicht einfach! Und daher können wir auch keine einfachen Lösungen finden, wenn wir die Probleme angemessen und nicht halb oder mit großen Kollateralschäden lösen wollen.
Daher ist mein Vorschlag auch, die Wirtschaft und die kapitalistische Produktionsweise nicht zu ersetzen, sondern durch das System eines Grundeinkommens zu ergänzen. Wir müssen wieder eine Balance in unserem Handeln finden und dafür soll dem klaren, präzisen System von messen, zählen und vergleichen ein verschwommenes System mit Unschärfe und Ungenauigkeit an die Seite gestellt werden, auf dass die Kombination aus beiden uns einen größeren Handlungsspielraum für die völlig normalen Anforderungen des natürlich-komplexen Lebens verschafft.
Weil eben die jahrzehntelange Verengung des Blicks sich nicht auf einen Schlag weiten lässt bzw. die Fähigkeit, mit diesem weitem Blick zurecht zu kommen, erst erlernt werden muss, sehe ich in der Einführung eines Grundeinkommens einen Wandel, der sich selbst wiederum über Jahrzehnte hinziehen muss. Ganz zentral in dieser Betrachtung steht meiner Meinung nach bei diesem Prozess die Frage nach unserer Gesellschaft – also wie wollen wir gemeinsam leben – und welchen Platz der Einzelne in die Gesellschaft hat – die Frage nach der Teilhabe.
Einleitung
Zusammenfassung: Die Begriffe Arbeit und Existenz sind eng miteinander verknüpft, dient doch gerade die heutige Form der Arbeit dem Erwerb des Einkommens zur Sicherung der eigenen Existenz. In einer Welt, in der Menschen immer weniger für den Wertschöpfungsprozess benötigt werden, stellen sich daher die Fragen, ob Existenz und Arbeit auf diese enge Weise gekoppelt bleiben können und ob sich die Bedeutung von Arbeit wandeln muss.
Die Gesellschaft sollte sich für die Zukunft daran orientieren, dass jedem Bürger ein Grundeinkommen zusteht, so dass Arbeit die Funktion der Existenzsicherung verliert – für ökonomische Bedürfnisse über die Grundbedürfnisse hinaus bleibt Arbeit weiterhin bestehen. Daneben müssen aber der soziale und der kulturelle Charakter der Arbeit eine stärkere Bedeutung erhalten und allen Bürgern muss der Zugang zu diesen Formen des Einkommens ermöglicht werden.
Arbeit wird bei dieser Betrachtungsweise nicht mehr von der Funktion des Gelderwerbs geprägt sein, sondern als eine Form der gesellschaftlichen Teilhabe gesehen. Ein Grundeinkommen sollte daher immer an Arbeit gekoppelt sein, denn dies fördert den Zugang zu sozialem und kulturellen Kapital – »Geld allein macht nicht glücklich«.
Die gegenwärtige Bedeutung von Arbeit ist sehr stark an der kapitalistischen Produktionsweise orientiert und bewertet die Arbeit nach der vollbrachten Leistung bei der Schaffung eines Produkts. Genau diese Sichtweise hat in der Vergangenheit unsere westliche Gesellschaft angetrieben und befördert, die Leistungen zu vollbringen, von denen wir heute profitieren und auf die wir stolz zurückblicken können – doch da wo Licht ist, ist auch Schatten und genauso wie es die Fortschritte in der Lebensweise gegeben hat, so sind auch die Zerstörung der Natur und die Leiden der Menschen, die damit einher gingen, nicht zu leugnen.
Im vorliegenden Text will ich die Bedeutung der Arbeit nicht unter dem Blickwinkel der Produktion als Akt der Schaffung von Gütern betrachten, sondern zum einen vom Standpunkt der Gesellschaft und zum anderen vom Standpunkt des Individuums aus die Funktion der Arbeit für die gesellschaftliche Teilhabe erörtern. Wesentliches Ziel ist es, die gesellschaftlichen Aspekte der Arbeit aufzuwerten, da meiner Meinung nach diese in den kommenden Jahrzehnten eine wesentlich stärkere Bedeutung als bisher erfahren werden.
Gehalt als Maß für die gesellschaftliche Bedeutung
Der menschliche Drang zu einem angenehmeren und unbeschwerlicherem Leben hat uns unsere Umwelt derart formen und gestalten lassen, dass wir durch immer weniger körperlichen Einsatz die notwendigen Herausforderungen des Alltags bewältigen können. Mit der Erfindung der Dampfmaschine sind beispielsweise körperliche Leistungen möglich geworden, die zuvor undenkbar waren oder nur von vielen Menschen gleichzeitig erbracht werden konnten. Mit der Informationstechnologie haben wir nun eine Schwelle überschritten, wodurch wir in der Lage sind, das Leben der gesamten Gesellschaft mit einem geringen körperlichen Einsatz zu ermöglichen. Die Arbeit hat sich in diesem Punkt durch die eigenen Errungenschaften selbst fast abgeschafft. Im Moment retten wir uns noch damit, dass wir Waren produzieren und sie über Werbung mit einem vermeintlichen Wert aufladen, damit sich Unternehmen und Arbeiter anhand der bisherigen Interpretation von Arbeit wertvoll fühlen können. Aber der Anteil der Wirtschaft, der echte Bedürfnisse bedient, ist geschrumpft.
Deshalb stellt sich die Frage, welche weiteren Bedeutungen Arbeit für einen Menschen hat und welche inneren Bedürfnisse er damit befriedigen kann. Ein Aspekt von Arbeit, der bisher nicht im Vordergrund stand, ist die Rückkopplung des Menschen mit seiner Umwelt: Bei der Arbeit versucht ein Mensch auch seine Bedeutung für sein Umfeld, die Gesellschaft und die Welt zu erfahren. Die gewählte Tätigkeit soll ihm eben auch indirekt zeigen, ob der benötigt wird, ob er Teil der Gesellschaft ist und seine Existenz einen Sinn erfüllt.
Eine Antwort darauf liefert die sehr einfache Relation »erbrachte Leistung ⤳ geschaffener Mehrwert ⤳ Gehalt ⤳ gesellschaftliche Bedeutung«: Die gesellschaftliche Bedeutung ist gekoppelt an die Leistung, die ein Mensch erbringt. Jedoch hat der Wandel der Produktion und der produzierten Waren diese Beziehung ins Wanken gebracht. Einerseits ist der Nutzwert von Produkten, die sich nicht mehr an realen Bedürfnissen orientieren, fraglich und wenn andererseits immer mehr Produkte teil- oder vollautomatisiert entstehen, wenn Computersysteme ohne menschliches Zutun Dienstleistungen erbringen, dann wird der menschliche Anteil am geschaffenen Produkt so gering, dass der Mehrwert durch menschliche Arbeit kaum eine Bedeutung hat. Dies zeigt sich dann in Stundenlöhnen von über Hundert Euro für fragwürdige Beratungsleistungen und Jahresgehältern nah an der Millionengrenze und darüber hinaus für Arbeiten, deren gesellschaftliche Relevanz nur mit viel Mühe zu erkennen ist.
Das Gehalt hat seine Funktion als Gradmesser der gesellschaftlichen Bedeutung verloren. Es ist nicht so, dass Menschen, die viel Geld bekommen, auch einen relevanten Beitrag zur Gesellschaft beitrügen. Ein hohes Gehalt lässt nicht mehr auf bedeutsame Leistungen schließen – diese einfach Beziehung müssen wir leider vergessen. Und doch gilt immer noch die Feststellung von Oscar Wilde: »Es gibt nur eine Klasse in der Gemeinschaft, die mehr ans Geld denkt als die Reichen, und das sind die Armen.« Im Leben ist es weiterhin von Bedeutung, ob man Geld hat oder nicht. Aber der Kern dieser Frage ist nicht der Wunsch nach Luxus, sondern es geht um die schlichte Frage der Absicherung der Grundbedürfnisse. In diesem Sinne verdient jegliche Leistung für die Gesellschaft ein Mindestmaß an Anerkennung. Für die Bewertung der gesellschaftlichen Bedeutung über diese grundlegende Anerkennung hinaus, ist das Gehalt unbrauchbar.
Die Bedeutung von Arbeit
Dies führt auf die Frage nach der Bedeutung von Arbeit für den Arbeiter: Was ist das Ziel von Arbeit und warum arbeiten Menschen? Ein Teil ist die Sicherung der eigenen Existenz durch die Erwirtschaftung des Gehalts und gleichzeitig die Schaffung der Waren zur Befriedigung gesellschaftlicher Bedürfnisse. Dieser Anteil hat aber durch die Technologisierung wie bereits erläutert stetig abgenommen, weshalb in die Bewertung von Arbeit stärker die nicht monetäre Seite einfließen muss.
Pierre Bourdieu hat bei seiner Analyse sozialer Beziehungen drei unterschiedliche Kapitalarten ausgemacht, von denen ein Mensch abhängt: (1) das ökonomische Kapital, (2) das soziale Kapital und (3) das kulturelle Kapital. Die bisherige Interpretation von Arbeit hat sich vorrangig auf das ökonomische Kapital gestützt: Arbeit als Gelderwerb.
Der Umfang der Kapitale korreliert zwar untereinander, weshalb man sich vereinfachend auf das ökonomische Kapital fokussieren konnte. Jedoch ist diese Vereinfachung zu grob geworden. Die anderen beiden Kapitale können nicht mehr nur indirekt, sondern müssen auch unmittelbar in den Blick genommen werden. Salopp gesprochen: Es genügt nicht einem Menschen Geld (ökonomisches Kapital) in die Hand zu drücken und dann wird es etwas im Leben, sondern der Mensch bedarf auch des Austauschs und Kontakts mit anderen Menschen (des sozialen Kapitals) und will Erfahrungen sammeln und Wissen erlangen (das kulturelle Kapital).
Mit dieser Sichtweise sollte Arbeit also nicht nur die Funktion des Gelderwerbs erfüllen, sondern auch die Teilhabe an der Gesellschaft und den Erwerb von Wissen ermöglichen. Die Gewichtung der Anteile von Arbeit muss dahingehend verschoben werden, dass die monetäre Bedeutung abnimmt.
Der ökonomische Anteil an der Bedeutung der Arbeit ist stark mit der Notwendigkeit der Erhaltung der Existenz des Individuums verbunden. Wenn man genau diese Notwendigkeit durch einen anderen Weg erfüllt, würde dies den ökonomischen Bedeutungsanteil der Arbeit reduzieren. Für die Zukunft ergibt sich also die Frage, wie die existenziellen Bedürfnisse eines Menschen mit einem Grundeinkommen befriedigt werden können, so dass Arbeit viel stärker mit dem sozialen und kulturellen Schwerpunkt bewertet wird – die ökonomische Bedeutung der Arbeit soll dabei nicht verschwinden, übergroße Wohnungen und luxuriöser Konsum müssen auch weiterhin durch entsprechende Arbeitsleistung erwirtschaftet werden.
Das Recht auf Arbeit
Wenn also die Gesellschaft ihre Mitglieder im Leben unterstützen will, wenn sie sie möglichst umfangreich und ausgewogen mit den drei Kapitalarten – ökonomisches, soziales und kulturelles – versorgen will, dann ist die Auszahlung eines Grundeinkommens nicht ausreichend, sondern muss mit dem Zugang zur Gesellschaft und zu Wissen verbunden werden. Da gerade der Aufbau von sozialen Kontakten einige Menschen schwer fällt (Vereinsamung), ist es sinnvoll, wenn die Gesellschaft genau an dieser Stelle unterstützend wirkt.
Da Arbeit einem Menschen den Zugang zu allen drei Kapitalarten bietet, sollte die Gesellschaft mit dem Grundeinkommen auch das Recht auf Arbeit gewähren und verknüpfen. Denn umgekehrt ist es ebenso im Interesse der Gesellschaft, dass ihre Mitglieder sich einbringen und an der Gesellschaft teilnehmen, dass sie soziales und kulturelles Kapital erwerben.
Ein Mensch lernt vieles erst durch eigenes Handeln, er muss es erleben und seine Erfahrung machen. Es kann noch so oft in einem Buch geschrieben stehen, dass andere Menschen – seien es Behinderte, Homosexuelle oder Ausländer – die gleichen Grundbedürfnisse haben und jeder seine Last zu tragen hat. Solange man dies nicht (mit-)erlebt, nicht direkt damit in Kontakt gekommen ist, bleibt dieses Wissen abstrakt und gefühllos. Erst das Zusammenkommen und Erleben führt dazu, dass man es fühlt, Empathie entwickelt und mit der Situation eine Verbindung eingeht – damit in Resonanz kommt.
Auch die Erfahrung, dass man mit einem Menschen in einer Abteilung arbeiten kann, obwohl man ihn aus anderen Gründen nicht mag, dass man daran nicht stirbt und dass es einen nicht zu Grunde richtet – diese Erfahrung muss man erst machen. Viele Menschen lehnen Dinge und Meinungen ab, weil sie sich selbst unsicher und dem Gegenüber nicht gewachsen fühlen. Ihnen fehlt die Toleranz, die Immunität, sich diesen Dingen stellen zu können und sie neben sich stehen lassen zu können.
Eine Gesellschaft braucht den Kontakt der Menschen untereinander, damit sie den gesellschaftlichen Pluralismus erfahren und sich im Respekt vor Andersheit üben können. Erst diese echten Begegnungen der Menschen lassen aus einer Ansammlung von Individuen eine Gesellschaft entstehen.
Bei der Arbeit kommen Menschen immer wieder in vielfältiger Weise zusammen, werden mit unbekannten Situationen konfrontiert und machen ihre Erfahrungen. Genau davon reichert sich das kulturelle Kapital, das Wissen, an. Sinn der Arbeit ist nicht, Weiterbildungen zu besuchen und Fakten auswendig zu lernen. Wissensaneignung beginnt schon auf einer weniger akademischen Stufe, wenn zum Beispiel ein Kollege erzählt, dass er bei einem anderen Telefonanbieter ein gutes Angebot gefunden hat.
Es gibt so viele kleine Informationen heutzutage, die man gar nicht in Büchern oder Apps sammeln kann, die aber im täglichen Leben einen Vorteil bringen. Arbeit ermöglicht gerade auch den Zugang zu diesem Wissen, weil es in diesem Rahmen leichter ist, Hilfe für die Nebenkostenabrechnung oder das Smartphone zu finden. Einsamen Menschen fehlt gerade der Zugang zu diesen Informationen und sie sind dadurch massiv gegenüber anderen benachteiligt.
Auch der Zugang zu Netzwerken – das berühmte Vitamin B – lässt sich erst aufbauen und erschließen, wenn man den Erstkontakt zu einem Netzwerk hat. Das Arbeitsumfeld als solches ist also der Einstieg und Menschen können darüber weitere Kontakte knüpfen, ihr soziales Netzwerk erweitern und damit eben die oben genannten Erfahrungen sammeln.
Die Gesellschaft selbst hat also ein Interesse daran, dass die Bürger sich einbringen und beteiligen. Deshalb ist ein Kernpunkt, dass die Gesellschaft jedem eine Arbeit bietet, der sie will. Diese Arbeit sollte sich nur auf die Schwerpunkte Vernetzung und Bildung begrenzen. Die Erzielung von Geld über die Grenze des Grundeinkommens hinaus, sollte im Bereich der Wirtschaft bleiben.
Das Grundeinkommen
Das Grundeinkommen soll in gleicher Weise allen Bürger angeboten werden, die sich zu den Grundwerten der Gesellschaft bekennen und regelmäßig an der Gesellschaft teilhaben. (unklar ist, wie man zum Beispiel Straftäter einordnet) Ein normaler Arbeiter hat ebenso darauf Anspruch, wie ein Selbständiger, ein Obdachloser, ein Millionär oder Rentner.
Konkret könnte dies bedeuten, dass ein Grundeinkommen zu zwölf Stunden Arbeit pro Woche verpflichtet. Jedes Unternehmen kann für einen Mitarbeiter, wenn es dieser wünscht, das Grundeinkommen über das Finanzamt beziehen. Dieser Weg ist bereits durch andere Steuerabrechnungen etabliert und diese Infrastruktur lässt sich leichter erweitern, als ein komplett neues System aufzubauen, bei welchem der Staat direkt den Bürgern das Geld zahlen würde. Durch die Streuung über Unternehmen, verhindert man auch das Entstehen eines großen Registers der Konten aller Bürger und lässt Raum für Abweichungen wie eine Barauszahlung für Menschen ohne Konto. Entscheidend ist, dass jedem Bürger sein Grundeinkommen zur Verfügung steht.
Den Unternehmen könnte man damit auch eine Unterstützung bieten, dass sie das Geld am Monatsanfang erhalten, aber erst zur Zahlung am Monatsende verpflichtet sind. Somit könnten sie Investitionen in das Arbeitsverhältnis tätigen, die sie bis zum Monatsende durch andere Einnahmen ausgleichen können.
Als Unternehmen gelten ebenso Vereine und gemeinnützige Organisationen, die mit ihren Angestellten Verträge über zum Beispiel 24 Stunden pro Woche abschließen und die zusätzlichen 12 Stunden als ehrenamtliche Tätigkeit vereinbaren. Ebenso stellt die Arbeit eines Rentners im Gartenverein eine Teilnahme an der Gesellschaft im obigen Sinne dar. Jeder Grundeinkommensbezieher muss sich einer Organisation verpflichten, die ihn regelmäßig aus seinen vier Wänden raus in die Gesellschaft holt.
Es klingt etwas abstrus, dass man Menschen fürs Dabeisein bezahlt, aber im Sinne er Gesellschaft ist dies besser investiertes Geld als in eine spätere Kompensation der Folgen einer auseinanderdriftenden Gesellschaft.
Tauschhandel ohne Ausgleich
Der Kapitalismus und leider auch viel zu oft unser heutiges Handeln beruht auf einem direkten Ausgleich, bei dem jeder Tauschpartner darauf achtet, dass es fair zugeht und bestmöglich die jeweiligen Interessen berücksichtigt werden. Dass jedoch jemand uneigennützig und ohne eine Gegenleistung zu erwarten handelt, erscheint außerhalb des Familien- oder Bekanntenkreises als ungewöhnlich. Vielmehr dominiert die Frage des Ausgleichs oder gar eines Gewinns das Handeln.
In gewisser Weise ist die Reduktion auf einen direkten Ausgleich auch verständlich, denn bei der Vielzahl an Beziehungen und Tauschgeschäften, die wir mit unterschiedlichen Personen jeden Tag tätigen, ist es leichter, wenn ein Handel zeitnah abgeschlossen ist und es danach keine Ausstände gibt, die man niederschreiben oder sich merken müsste. Aber unter diesem buchhalterischem Denken von ausgeglichenen Konten leidet unser Gesamtsystem, weil nicht immer vollständig und adäquat die Gegebenheiten abgebildet werden und gleichzeitig bei dieser Denkweise das Vertrauen schwindet und wir die Fähigkeit zum Aushalten komplexer, diffuser Tauschgeschäfte verlieren.
Ein anschauliches Beispiel für eine Nicht-Ausgleichswirtschaft dreht sich um Förster: Ein Baum braucht 100 Jahre und mehr bis aus einem kleinen Setzling ein Baum von solch stattlicher Größe geworden ist, dass er gefällt und verarbeitet werden kann. Diese Dauer überschreitet das Leben und bei weitem das Arbeitsleben eines Försters. Den Setzling, den ein Förster pflanzt, wir er nie als Baum fällen und die Bäume, die er fällt, haben andere gepflanzt.
Ein Bauer hingegen kann am Ende einer Saison das Ergebnis seiner Arbeit in seinen eigenen Händen halten. Für ihn schließt sich noch zu Lebzeiten der Kreis und er kann sehen, wofür er gearbeitet und was er geleistet hat, woraus er auch Motivation für weitere Arbeit schöpfen kann. Ein Förster im Gegensatz zu einem Bauern wird die ausgewachsenen Bäume, die er pflanzt, nicht bestaunen können, und für die Existenz der Bäume, die er fällt, haben andere vor ihm gesorgt.
Ein Förster muss mit einer wesentlich altruistischen Haltung an sein Werk gehen und kann nicht aus Eigennutz handeln, sondern muss weiter denken, weil die Natur für das Werden seines Werkes länger braucht, als er Zeit hat. Er ist vielmehr Teil eines größeren Systems, indem er den Lohn der Arbeit anderer Menschen einer Generation vor ihm einfährt und selbst für den Lohn von anderen Menschen in einer Generation nach ihm sorgen muss. Das System ist wie ein Korb, in den jeder eine Gabe hineinlegt und sich eine Gabe entnehmen kann, aber es gibt keinen Anspruch darauf, etwas entnehmen zu können oder das Verhältnis der Gaben ausgeglichen sei. Der Korb ist keine Tauschpartner, mit dem sich ein Preis verhandeln ließe. Der Ausgleich muss vielmehr im Großen gewahrt sein, da niemand etwas aus einem leeren Korb entnehmen kann und ein jeder etwas hineinlegen sollte.
Doch schon der Gedanke an dieses Bild eines offenen Korbes, an dem sich jeder bedienen kann und der sich auf nebulöse Weise füllt, versetzt uns eine ökonomische Gänsehaut, weil wir sonst nur zählen und rechnen, aber mit solchen Unsicherheiten nicht mehr umgehen können. »Wird denn tatsächlich jemand etwas in den Korb legen?« »Wird der Nächste auch nicht zu viel entnehmen?« Uns fehlt schlicht das Vertrauen in die Stabilität eines solchen Systems, weshalb jeder beim Entnehmen an das Bild eines leeren Korbes denkt und sich lieber ein Stück mehr nimmt – und damit selbst zur Erfüllung seiner Prophezeiung beiträgt.
Daher ist ein kompletter Wechsel zu einem solchen System völlig utopisch und auch nicht ratsam, weil es zu anfällig gegen Missbrauch ist. Aber ein solches System könnte als Gegengewicht zum gegenwärtigen ökonomischen Denken für eine Balance sorgen, die uns wieder besser die Ungewissheiten der Realität aushalten und mehr Vertrauen erlangen lässt – gerade die Fähigkeiten, die durch der Rationalisierung der Ökonomie abgebaut wurden.
Das Bewerten, Zählen, Ausgleichen und alles bei möglichst geringem Einsatz hat seinen Vorteil darin, auch unter sehr unterschiedlichen Bedingungen sehr schnell agieren zu können. Es vereinfacht den Blick auf die Welt und erleichtert das Handeln. Dies führt jedoch zu manch absurden Ergebnissen, die die verengte Weltsicht deutlich zu Tage treten lassen. So werden Strafen für Gesetzesverstöße kalkuliert und es wird auf monetärer Ebene ein Verstoß im Vergleich mit den Einnahmen zur besseren Entscheidung – völlig die moralische Wirkung des Verstoßes und den Sinn des Verbotes außer acht lassend. Auf gleiche Weise entfallen auch Nachhaltigkeitsaspekte der Berechnung, weil diese offiziell nicht in den Verantwortungsbereich des Herstellers fallen, oder Kündigungen von Mitarbeitern werden kostengünstiger und damit effizienter als eine weitere Beschäftigung, weil die Berechnung auf die notwendigen Größen reduziert ist und nicht alle Faktoren des Lebens berücksichtigt.
Die Ökonomie hat es geschafft, viele Größen zu greifen und auf einen vergleichbaren Bezugspunkt, das Geld, zu bringen. Bei dieser Modellierung bzw. Abstraktion werden jedoch Einflüsse, die nicht bewertbar sind oder bei denen nicht der Druck, sie zu bewerten, besteht, ausgelassen. Dies sind dann zum Beispiel soziale oder Umweltaspekte, weil diese schwer zu klassifizieren und zu bewerten sind. Jedoch zeigt sich immer häufiger, dass diese Einschränkung der Komplexität problematisch ist, weil unser Handeln mehr als die kalkulierten Dimensionen betrifft. An dieser Stelle treten ungreifbare Größen wie emotionale Bindungen oder ganzheitliche Folgeabschätzungen auf, die nur schwer, wenn überhaupt, sinnvoll zu bewerten sind und somit keinen Vergleich mit anderen Werten zulassen – obwohl sie berücksichtigt werden müssen.
Vielleicht findet die Ökonomie auch noch weitere Verfahren, Größen zu messen, die bisher unberücksichtigt blieben. Aber die Ökonomie könnte mittlerweile auch so weit vorgedrungen sein wie die Physik mit der Quantenebene und dabei an Grenzen der Bestimmbarkeit von Werten stoßen, so wie die Physik bei den Quanten die Grenzen der Messbarkeit erfahren hat und mit Zufälligkeit und Ungenauigkeit leben muss.
Um besser auf die vielfältigen Anforderungen der Realität eingehen zu können, sollten wir besser für unser Handeln und den Einkommenserwerb ein Zusammenspiel von zwei Wegen ermöglichen: Der Weg für die klassische Wirtschaft wäre der der reinen Ökonomie mit klaren Bewertungsregeln und definierten Verhaltensmustern. Mit dem zweiten Weg ließen sich die komplexen Bedingungen durch zum Teil auch individuelle, irrationale Regeln berücksichtigen, sodass sich immer wieder darauf vertrauen lässt, dass der Korb zum Verteilen gefüllt. Beide Wege sollten sich gegenseitig respektieren und ähnlich verschlungen wie Yin und Yang in einem wechselseitigen Verhältnis stehen, denn aus dem nebulösen Wesen der Korbwirtschaft können sich Geschäftsmodelle herauskristallisieren, die in die klassische Wirtschaft übergehen, und ebenso können die Aufgaben von der Korbwirtschaft übernommen werden, mit denen sich die klassische Wirtschaft schwer tut.
Wie eingangs angedeutet, ist eine solche Korbwirtschaft nicht neues, sondern findet sich oft im familiären Umfeld und im Bekanntenkreis. Da werden zwei Stunden Gartenarbeit mit einer Fahrt zum Einkauf oder eine Waschmaschinenreparatur mit einer Tasse Kaffee oder Kinderbetreuung mit schlichtem Dabeisein »verrechnet«. Aus klassisch ökonomischer Sicht bestehen keine sinnvollen Relationen zwischen diesen Handlungen. Jedoch verbergen sich hinter vielen Handlungen Messgrößen wie Wertschätzung, Freude, Erlebnisse und Erfahrungen, die höchst individuell und von unschätzbar großem Wert für die Tauschpartner sind, weil sie bewusst oder unbewusst komplexer und in größeren Dimensionen denken – oder ganz schlicht mathematisch ausgedrückt: unendlich groß von dem einen ist genauso viel wie unendlich groß vom anderen.
Ein möglicher Weg der Umsetzung
Die wichtigen Fragen zuerst
Der gesamte Themenkomplex um ein Grundeinkommen herum ist zu umfangreich, als dass man ihn in voller Gänze diskutieren sollte. Besser ist es daher Teilbereiche zu finden, die man unabhängig voneinander erörtern kann. Verständlicher Weise sind Fragen nach der Höhe des Grundeinkommens und der Finanzierung sehr drängend, aber bevor man sich diesen widmet, sollten zuerst die Kernfragen »Wollen wir ein solches System?« und »Ist ein solches Verhältnis von Arbeit und gesellschaftlicher Teilhabe überhaupt sinnvoll?« diskutiert werden.
Zu oft brechen Diskussionen unter der Last der Größe zusammen und bei diesem Thema ist abzusehen, dass dies ebenfalls droht. Daher muss im ersten Schritt geklärt werden, ob dieses Ziel überhaupt angesteuert werden soll. Wenn dann die Bereitschaft dazu vorhanden ist, lässt sich besser ein Weg dorthin suchen, da man nicht in einer Ja-Aber-Wenn-Konstellation festsitzt. Daher muss sich jeder der fragt »Wie soll das finanziert werden?«, darüber im Klaren sein, dass er damit schon den zweiten Schritt geht und indirekt sagt »Er hätte gern das System des Grundeinkommens«. Es lohnt sich nicht, den Kopf über die Finanzierung einer Sache zu zerbrechen, die man gar nicht haben will? Aus diesem Grund lässt mein Vorschlag auch viele Antworten offen, die gern von anderen beigesteuert werden können.
Grundsätzlich ist das Ziel dadurch charakterisiert, dass das Grundeinkommen die Grundbedürfnisse des Lebens abdecken soll. Welches die Grundbedürfnisse sind und ab wann sie erfüllt sind, wird sich später im Diskurs ergeben müssen, und es muss ein gesellschaftlicher Konsens gefunden werden, dem sich individuelle Bedürfnisse unterordnen müssen. Das heißt dann, dass das individuelle Grundbedürfnis einer 100 qm Wohnung am Hamburger Hafen oder das des jährlichen Urlaubs am Mittelmeer nicht vom Grundeinkommen erfüllt wird. Es gibt definitiv unterschiedliche Grundbedürfnisse und nicht jeder wird sich ausreichend behandelt fühlen. Aber gerade dieses Hin und Her um die konkrete Ausgestaltung zeigt, dass die Berechtigung zur Teilnahme an der Gesellschaft hiervon abgekoppelt werden muss, ja sogar bis dahin, dass diese Fragen nach Höhe und Finanzierung später immer wieder neu erörtert werden müssen.
Um also nicht zu sehr ins Wanken zu geraten, wenn Weg und Ziel sich ständig bewegen, ist es besser, nur eines in den Blick zu nehmen. Es sollte also als erstes die Frage erörtert werden, ob wir allen anderen das Vertrauen entgegen bringen können, in solch einer Welt von gesellschaftlicher Teilhabe und Grundeinkommen zu leben. Das, was uns heute Bauchschmerzen mit dieser Idee bereitet, ist doch der Gedanke, dass niemand etwas in den Korb legen könnte oder zu viel heraus nehmen könnte; die Frage nach dem Vertrauen in das System. »Gönne ich das Grundeinkommen meiner Nachbarin, einem Börsenmakler oder einem Obdachlosen, einer Lehrerin, einer Studentin oder einem Landwirt?«, »Kann ich es ertragen, dass andere genauso viel von der Gesellschaft allein dafür bekommen, dass sie Teil von ihr sind?«, »Bin ich dazu bereit, meinen Anteil zum System beizutragen, damit immer etwas im Korb liegt?«
Gegenwärtig ist unser Gesellschaftssystem stark in Einheiten gegliedert, die wechselseitig miteinander interagieren. Die Frage der Umsetzung ist also massiv davon geprägt, ob wir uns ein solches System mit einer gemeinschaftlichen Absicherung der Grundbedürfnisse und einem Recht auf Zugang zur Gesellschaft überhaupt zutrauen oder ob die Zweifel (an der Bereitschaft der anderen) uns davon abhalten.
Veränderung braucht Zeit
Da das Grundeinkommen mit fundamentalen Paradigmen bricht, die unser bisheriges Leben bestimmen, muss die Umstellung langsam und schrittweise erfolgen, damit wir uns daran gewöhnen können; auch um die Strukturen langsam daran anzupassen und sie nicht mit einer flächendeckenden Umstellung zu überlasten. Der gemäßigte Wechsel ermöglicht zudem ein leichteres Nachsteuern, denn bei weitem lassen sich nicht alle Konsequenzen vorhersehen und da sich auch die Anforderungen der Welt währenddessen verändern, sollten Verbesserungen ergriffen werden, wenn diese sich zeigen.
Da Renten (nach meinem Kenntnisstand) besonderen Schutz durch das Recht genießen, sollte der Anfang besser mit den jungen Mitgliedern der Gesellschaft geschehen. Mit diesem Schritt ließen sich aktuelle Probleme angreifen, denn die Ausbildungsvergütung deckt bei einigen Lehrlingen kaum ihre Lebenshaltungskosten. Hier könnte das Grundeinkommen einen echten Ausgleich schaffen: Die Gesellschaft übernimmt die Absicherung der Existenz und die Betriebe kümmern sich um Wissensvermittlung und gesellschaftliche Teilhabe. Die Unternehmen müssen dabei aber auch den Mut haben und die juristischen Rahmenbedingungen bekommen, eine sinnvolle Gesamtarbeitszeit zu fordern. An deren Einhaltung wird der Arbeitsvertrag geknüpft und nur darüber besteht der Anspruch auf das Grundeinkommen.
Ebenso kann eine Universität ihren Studenten das Grundeinkommen auszahlen, sofern sie die Studienordnung erfüllen, und für ein freiwilliges soziales Jahr gibt es die Trägereinrichtung, die die Auszahlung des Grundeinkommens übernehmen kann. Wer gern ein Jahr für sich im Ausland oder daheim auf der Couch verbringen möchte, dem sei auch dieses gegönnt, nur berechtigt dies nicht zum Bezug des Grundeinkommens.
In einem ersten Schritt könnten von 2022 an alle Bürger unter 20 Jahren und mit einen Beschäftigungsverhältnis das Grundeinkommen beziehen. 3 Jahre später könnte dann eine Evaluation geschehen und das System auf alle unter 30 Jahren erweitert werden. Wenn dieses dann nach 8 Jahren erfolgreich ist, könnte das System auf die Jahrgänge unter 50 ausgeweitet werden und wenn nach 12 Jahren eine Lösung für die komplette Umstellung gefunden wurde, kann es allgemeingültig werden.
Durch die regelmäßige Überprüfung und auch die Abstimmung bei Wahlen soll die Kurskorrektur bis hin zum Abbruch der Umstellung ermöglicht werden. Eine großflächige Umstellung stellt ein viel zu hohes Risiko dar, weshalb besser zum jetzigen System eine Alternative geschaffen werden soll, die einen sanften Wechsel ermöglicht. Aus dem Gedanken heraus, keine neue Welt am Reißbrett erfinden zu wollen, entwickelt sich auch die Anforderung, die heutigen Strukturen entsprechend anzupassen und weiterzuentwickeln.
Verteilung des Grundeinkommens
Damit ergibt sich auch kein Grund eine neue Agentur für das Grundeinkommen zu schaffen, sondern die bisherigen Verteilungsstrukturen für Gelder lassen sich nutzen. Ein Arbeitgeber steht jeden Monat im Kontakt mit dem Finanzamt über die Zahlung der Lohnsteuer. Dieser Weg kann auch in umgekehrter Richtung genutzt werden und das Finanzamt übergibt dem Arbeitgeber das Grundeinkommen für die gemeldeten Arbeitnehmer. Da auch Vereine und andere Organisationen in diese Position kommen können, sollte für vielfältige Formen der Teilhabe an der Gesellschaft auf diesem Weg das Grundeinkommen gezahlt werden können.
Eine solche dezentrale Verteilung hätte auch den Vorteil, dass es keine neue große Sammelstelle für die Daten der Bürger gäbe. Alles was benötigt wird, bietet bereits das jetzige System. Zusätzlich schaffe diese dezentrale Verteilung auch mehr Freiheiten, denn mancher mag das Geld auch lieber in Bar oder als Cryptowährung bekommen. Wenn sich ein passender Arbeitgeber findet, warum sollte dies nicht ermöglicht werden. Mit einer großen Agentur für Grundeinkommen wären solche Möglichkeiten nicht gegeben.
- Firmen bekommen Geld am Anfang des Monats
- Mitarbeiter werden auf natürlichen Wege immer wieder in die Wirtschaft eingebunden
- Kontrollen durch Finanzamt und Wirtschaftlichkeit
Die größte Hürde bei der Einführung wird das Vertrauen in andere Menschen sein: »Werden wir den ersten Schritt schaffen und der jungen Generation das Vertrauen aussprechen, dass sie mit den ihnen gegebenen Freiheiten sorgsam umgehen werden?« Dahinter steckt die Frage, ob wir es geschafft haben, unsere Kinder zu rücksichtsvollen und umsichtigen Menschen zu erziehen, oder ob wir versagt und raffgierige Egoisten erschaffen haben, die mit minimalem Einsatz den maximalen Gewinn aus ihren Möglichkeiten schlagen und nicht in der Lage sind, die Vorzüge des sozialen Miteinanders zu erspüren und zu erkennen. An welchem Punkt des Spektrums zwischen diesen beiden Extremen werden wir uns einordnen, wir, die Gesellschaft?
Die erste Stufe
- überschaubarer Einsatz
- Rücklage für bisherige Sicherungssysteme
Öffentliche Arbeitgeber
Unter der Zielsetzung, allen Mitgliedern der Gemeinschaft einen Zugang zum sozialen und kulturellen Kapital zu ermöglichen, Im privatwirtschaftlichen Bereich wird es trotz aller Recht auf Teilhabe
Um allen Mitgliedern eine Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen, kann die Initiative nicht nur von einzelnen Individuen ausgehen, aber auch der Staat als Vertretung der Gesellschaft muss die Möglichkeit zur Teilhabe schaffen. Um Menschen ein Recht auf Arbeit zu gewährleisten, müssen öffentlich-rechtliche Arbeitgeber Angebote schaffen.
Einerseits bietet der öffentliche Raum
- Kein Mensch kann nichts zu einer Gesellschaft beitragen
- Öffentlicher Raum, Parks u. s. w.
- Reinigen von Wegen, Gestaltung von Parkanlagen, Museen
- Ziel die Begegnung, Teilhabe an der Gesellschaft
- maximale Bezahlung das Grundeinkommen. darüber hinaus freiwillige Tätigkeit
- Begegnung üben
Anpassung der Sozialsysteme
Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenversicherung zur Lebensstandssicherung für die Differenz zum Grundeinkommen – Wohlstandssicherung
- Ausgleich Land
Unsere Beziehung zum Kapitalismus
Jeder Mensch kann mit kleinen und großen Erlebnissen seine Endlichkeit erfahren; sei es durch die Verletzlichkeit und Hilflosigkeit bei einem Unfall oder durch den Tod nahestehender Menschen. Auch als Kleinkind erlebt ein Mensch auf prägende weise, dass er auf eine Gemeinschaft angewiesen ist, die ihm mindestens das Leben erleichtert, wenn nicht gar erst ermöglicht. Auch mit dem Erwachsenwerden und dem Erlangen immer größerer Autonomie bleibt diese Abhängigkeit zur Gemeinschaft bestehen.
Vor Jahrtausenden als die Menschen noch umherwanderten, war die Zugehörigkeit zur Gruppe existenziell wichtig und ein Ausschluss stelle eine massive Bedrohung des Lebens dar. Selbst im Mittelalter noch wurden Menschen alle Rechte abgesprochen und sie dem freien Spiel der Natur preisgegeben, indem sie für vogelfrei erklärt wurden. Die Bindung an die Gemeinschaft besteht in doppelter Hinsicht: die Gemeinschaft bietet Schutz – für die Zukunft – und gleichzeitig vereinfacht sie das Leben – der Gegenwart – durch das Prinzip der Arbeitsteilung.
Im Laufe der Zeit haben wir Menschen daher immer stärker mit unserer Gesellschaftsordnung versucht, die Risiken des Lebens systematisch abzusichern, um die Bedrohung der Existenz zu mindern, und gleichzeitig auch mit dieser Systematisierung versucht, eine Erleichterung der Bewältigung der täglichen Lebensanforderungen zu schaffen. Dennoch steckt in jedem einzelnen noch die Furcht vor der Bedrohung und der Wunsch, unabhängig oder wenigstens im Problemfall handlungsfähig zu sein.
Während früher in kleineren Gemeinschaften vielfältige soziale Kontakte für diese Absicherung standen – man denke zum Beispiel an das noch existierende System der Patenschaften – ist mit Geld und der Institutionalisierung der Gemeinschaft immer mehr eine Verlagerung vom sozialem zum ökonomischen Kapital erfolgt. Dennoch bleibt der Reichtum – gleich ob an sozialem oder ökonomischem Kapital – das Versprechen an die Zukunft, dass man auch in schlechten Zeiten handlungsfähig ist und überleben kann.
In diesem Sinne ist also das Streben nach Geld oder ein reichhaltiges Netzwerk von Beziehungen, nichts weiter als der Wunsch nach Absicherung. Da die Größe der Probleme in der Zukunft ungewiss und die Zukunft auch lang ist, ist es naheliegend, für eine große Absicherung zu sorgen. Das Streben nach mehr und mehr ist bei dieser Betrachtung die verzweifelte Sorge, es mag etwas schlimmes kommen, was übermäßige Ressourcen bedarf. In der Akkumulation von immer mehr Ressourcen spiegelt sich also eine große Furcht vor der Zukunft wieder.
Der Schwerpunktverlagerung von sozialer zu ökonomischer Absicherung war auch möglich, weil sich im Bedarfsfall nicht nur die tatsächliche Versorgung erkaufen lässt, sondern auch sich beide Formen ineinander umwandeln lassen: wer jemanden kennt, der jemanden kennt, der etwas hat oder kann, wird seine Probleme lösen können und mit Geld lassen sich manche Wege beschreiten, die einen zu Menschen bringen, mit denen man
Es gibt noch die dritte Form des Kapitals, die eine wesentliche Rolle spielt, und das ist das kulturelle Kapital, das Wissen und Erfahrungen umfasst: wer Wissen besitzt oder eine Fertigkeit beherrscht, wird Probleme selbst lösen können. Aber Wissen und Fertigkeit lassen sich auch verkaufen – der Kern der Erwerbstätigkeit – und wie im Beispiel des sozialen Kapitals bereits angedeutet, fördert Wissen und Können auch die sozialen Beziehungen.
Unter der Zielsetzung der Bewältigung der täglichen Anforderungen des Lebens stehen uns also die drei Mittel des kulturellen, ökonomischen und sozialem Kapitals zur Verfügung. Die exzessive Anwendung der ökonomischen Prinzipien hat auch zu einer stärkeren Gewichtung des ökonomischen Kapitals geführt und dabei soziales und kulturelle Kapital abgedrängt. Aber Vielfalt besitzt eine stärkere Widerstandskraft als eine Monokultur und daher müssen diese drei Mittel wieder in eine Balance gebracht werden.
- soz. ökon, kult. Kapital in Balance bringen
- ökonomische Prinzipien: messen, zählen, Buchhaltung – Komplexitätsreduktion
- Kapitalismus als Anhäufung von Geld als Hoffnung in schlechten Zeiten damit das Überleben zu sichern. Ausgrenzung, sozialer Abstieg
In der kapitalistischen Produktionsweise hat der Mensch seinen Wunsch nach Existenzsicherung verwirklicht.
weniger Komperatives
absolute, statt relativen Maßstäben
Der Verdruss auf den Kapitalismus ist verständlich. Hätte sich unsere Gesellschaft die letzten 150 Jahre so intensiv der Kunst oder der Religion gewidmet, wie wir die Ökonomie zum Mittelpunkt allen Denkens gemacht haben, wir würden heute gegen sie einen Groll hegen. Der Kapitalismus muss deshalb nicht verschwinden, sondern ihm muss der gleiche Stellenwert beigemessen werden, wie auch den anderen Bereichen wie Kunst und Soziales.
- Kapitalismus ist ein Teil unseres Wesens. In der Ökonomie haben wir … verstärkt und
- Im Kapitalismus äußert sich die effizienteste Form des Handelns nach rationalen Gesichtspunkten.
- Messen, bewerten, vergleichen (tauschen/Handel)
Das Ziel ist einfach: Am Ende des Tages muss Essen auf dem Tisch stehen – und das mit möglichst wenig Aufwand, denn wer kann schon sicher sagen, dass diese Aufgabe morgen wieder gelingt. Den Menschen treibt an erster Stelle sein Wille zu leben dazu, sich regelmäßig um die Sicherung seiner Existenz zu sorgen. Aber auch wenn dies geschafft ist, schläft der Mensch nicht die restliche Zeit, sondern pflegt Verbindungen zu anderen Menschen, forscht nach neuen Wegen und sucht Inspiration durch sinnliche und geistige Anregung. Der Mensch ist demnach kein simpler Automat, der genau eine Aufgabe kennt und diese optimal erfüllt, sondern ist von der Natur als ein facettenreiches Wesen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten geschaffen.
Diese unterschiedlichen Bedürfnisse stehen in seinem Handeln mal mehr, mal weniger im Vordergrund. So wie der Mensch mit bestimmten Zeiten und Abschnitten seinen Bedüfnissen nachgeht, sind auch in der Gesellschaft Sektoren entstanden, in denen die Bedürfnisse unterschiedlich stark zur Geltung kommen: Wissenschaft für die Neugier und den Forscherdrang, die Kunst für Inspiration, Sport für den Wettkampf und Wirtschaft Rationalität/Kopf
- Wirtschaft: Existenzsicherung, Rationalität
- Sport: Wettkampf
- Kunst/Kultur: Inspiration
- Wissenschaft: Neugier
- Soziales:
- Religion: Widerstand gegen den Tod, Transzendenz und Hoffnung auf Unsterblichkeit
so finden sich auch in der Gesellschaft diese Bedürfnisse in unterschiedlichen Bereichen wieder
Das Leben nicht maximal, sondern intensiv zu nutzen. Qualität vor Quantität
Kapitalismus nicht verkehrt, eingrenzen, Waagschale=Ausgleich: Handlungsoptionen nicht nur starke Seite zu schwächen, sondern auch die schwache Seite zu stärken
Wir können den Kapitalismus nicht überwinden, da der Kapitalismus unser tiefes Bedürfnis nach Sicherheit repräsentiert. Das Geld in der Hand gibt uns das Gefühl, im Fall der Fälle handlungsfähig und nicht abhängig zu sein. Jedoch steckt darin auch eine Illusion, denn viel Geld beseitigt nicht die Probleme, sondern tauscht sie nur aus. Wer viel Geld besitzt oder regelmäßig bekommt, ist nicht sorgenfrei, sondern hat einfach andere Sorgen. Wenn also das Mindestmaß der Bedürfnisse gedeckt ist, geht es nur noch darum, welche Sorgen man sich sucht. Es muss die Erkenntnis erlangt werden, dass man nie sorgenfrei seien wird und lernen muss, mit den normalen Problemen des Alltags umgehen zu lernen. Ein persönlicher Diener entlastet zwar von bestimmten Aufgaben, aber gleichzeitig bringt er Verpflichtungen mit sich. Man kann das Blatt nach links und rechts wenden, aber überall finden sich Probleme, die nur für die Menschen leichter erscheinen, die sie nicht haben.
Kapitalismus: 1. Anhäufung von Kapital, Streben nach mehr Geld aus Angst – Bedrohung der Endlichkeit des Lebens 2. Produktionsmittel in der Hand weniger Entscheider – Ausgleich der Waage durch Stärkung des Konkurrenten, Wettbewerb
Der Kampf gegen den Kapitalismus ist wie Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen, ein Kampf in dem wir unsere inneren Bedürfnisse bekämpfen, weshalb der Kapitalismus uns auch so ambivalent erscheint; ein Wechselbad aus warm und kalt, ein Ja-Nein – jeder macht mit, obwohl er dagegen ist.
Potenzielle Auswirkungen der Lohnkostensenkung
Auf dem Weg in die Dienstleistungsgesellschaft gibt es immer mehr personenintensive Jobs
In vielen Branchen stellen die Löhne einen erheblichen Anteil der regelmäßig zu erwirtschaftenden Gelder dar. Damit verteilt sich der unternehmerische Druck oft direkt weiter auf die Angestellten und Absatzprobleme führen unweigerlich zur Kündigung oder gar Beendigung des Unternehmens. Umgekehrt stellen die Lohnkosten eine solch hohe Einstiegshürde dar, dass manches Unternehmen nicht gegründet werden kann, weil es in der Anfangszeit weder den Firmengründer noch die Angestellten ernähren könnte. Der hohe Druck der Lohnkosten mag mach gute Idee verhindert haben und mag manches Unternehmen dazu gezwungen haben, eine unnötige Größe anzunehmen, um die natürlichen Schwankungen des Lebens wie Urlaub und Krankheit abfedern zu können.
Wenn sich der Lohn jedoch aus den zwei Teilen Grundeinkommen und einer normalen Vergütung der Arbeit zusammensetzen würde, dann würde dies in Branchen mit hohem Personaleinsatz die Last der Kosten mindern. Auch würde dies den Anreiz zur Automatisierung nehmen, da die Kosteneinsparung nur noch den Anteil oberhalb des Grundeinkommens beträfe. Dann könnte manch liebevolle Person wieder mit einem kalten Automaten konkurrieren und das gesellschaftliche Miteinander stärken.
Die denkbaren Veränderungen durch eine solche Aufteilung des Einkommens sind vielfältig und alle Möglichkeiten sind schwer zu ergründen, da wir kein vollständiges Wissen über die Umstände haben – schon gar nicht über das, was in der Zukunft geschieht. Und dennoch lohnen sich diese Gedankenspiele, um exemplarisch die Vor- und Nachteile der Idee zu ergründen und etwas die Fantasie zu beflügeln. Die folgenden Beispiele eines »Was wäre wenn?« sollen ein Vorgefühl darauf geben, wie sich die Welt verändern könnte.
Was wäre also wenn: »Wir sicher wüssten, dass wir jeden Monat einen bestimmten Geldbetrag erhalten, um unsere Grundbedürfnisse zu erfüllen, und sollten wir die Kündigung erhalten, haben wir das Recht auf einen neuen Arbeitgeber.«
Sport
Ein Sportverein könnte seine Trainer oder den Hallenwart anstellen und ihnen mindestens das Grundeinkommen zahlen. Natürlich könnte der Trainer nach Erbringung der Mindestarbeitszeit am Dienstag sagen, er bleibt den Rest der Woche daheim – doch welcher Trainer tut das? Ein guter Trainer zeichnet sich doch gerade durch Ehrgeiz und Leidenschaft aus und wird die Glücksmomente, wenn die Spieler einen Sieg erringen, nicht missen wollen.
Für Athleten, die heute bereits für die Teilnahme an einem Turnier 20.000 Euro erhalten, wird das Grundeinkommen – denn auch sie haben Anspruch darauf – keinen Anreiz bieten. Aber für viele Athleten und Spieler des Breitensport könnte das Grundeinkommen genau die Chance bieten, ihrem Traum nachzugehen. Und wenn mit 35 die Kraft nicht mehr ausreicht, ist die Möglichkeit auf eine andere Form der Teilhabe an der Gesellschaft sicher.
»Was wäre also, wenn ich jeden Tag auf dem Platz stehen könnte?« Damit ließe sich kein Luxusleben mit Champagner und wilden Partys führen, aber ein solides Leben mit den Freuden des Alltags.
Umgekehrt müssen aber auch Sportvereine die Verantwortung zeigen und talentlose Spieler nicht durchfüttern. Das Vereinsziel wird weiterhin der Breitensport bleiben, aber um Fahrten zu Turnieren, neue Geräte und Feiern finanzieren zu können, müssen auch die Einnahmen und dementsprechend die Leistungen vorliegen. Das Grundeinkommen schafft die Grundlage für das Vereinsleben, für alles mehr muss selbst gesorgt werden.
Zeitungen
Wer kennt nicht die Klagen freischaffender Journalisten, die von der Unsicherheit geplagt werden, ob sie jeden Monat das Geld für die Miete auf dem Konto haben? Das Grundeinkommen soll genau diese Sorge nehmen. Beiträge müssten nicht mehr des Geldes wegen noch schnell geschrieben werden, sondern sind dann fertig, wenn der Inhalt stimmt. Manch Regionalzeitung könnte dann besser über die regionalen Ereignisse berichten, weil sie die Journalisten bezahlen kann, die Qualität liefern.
Genauso könnten Zeitungsverlage ihre Zusteller in den ländlichen Regionen bezahlen, sodass Informationen aus Politik und Wirtschaft für alle Mitglieder der Gesellschaft zugänglich bleiben – das Grundeinkommen würde so indirekt zu einer Informationsgrundversorgung führen. Dennoch muss jeder Verlag zusehen, dass er die monatlichen Druckkosten bezahlen kann und neue Computer müssen auch alle paar Jahre angeschafft werden. Die Zeitungsausgaben müssen ihre Abnehmer haben, die für ihr Geld Qualität sehen wollen. Der Druck zur Wirtschaftlichkeit bleibt bestehen, aber er wird abgemildert und lastet nicht mehr in dem Ausmaß auf den Angestellten.
Es mögen auch viele Micoverlage mit einer Handvoll Autoren entstehen, die Nischenthemen bearbeiten und nur online publizieren. Große deutschlandweite Verlage könnten ihre Artikel aufgreifen und sie in Kooperation weitertragen. Der Kampf um Ruhm und Ehre wird sicher weiterhin geführt, nur müssten keine horrenden Einnahmen mit einzelnen Artikeln erzielt werden, um damit das Überleben im nächsten und übernächsten Monat sichern zu können.
Unternehmer
Dem Unternehmertum haftet heute der Glamour und die Last des Risikos an. Viele Menschen wagen nicht den Schritt in die Selbständigkeit, weil die Sorgen um die monatliche Absicherung zu groß sind. Wie viele gute Ideen sind uns schon verloren gegangen, weil sie nie das Licht der Welt erblickten? Wie arm ist der Markt geworden, weil sich keine vielfältige Konkurrenz entwickeln konnte, die ein lebendiges Ringen um Fortschritte und Innovationen befördert?
Ein Grundeinkommen könnte Firmengründungen erleichtern und einen Wandel im Verständnis des Unternehmertums auslösen: Bisher geht ein Unternehmer mit einer Selbständigkeit ein Risiko ein und setzt seine Existenz aufs Spiel. Für dieses Wagnis will er später einen entsprechenden Gewinn, der wiederum die Preise antreibt. Mit einem Grundeinkommen aber wäre die Existenz gesichert, wodurch die Selbständigkeit nicht mehr ein solch großes Risiko darstellt und hohe Gewinne zur Absicherung der Zukunft notwendig wären.
Mit dem Grundeinkommen würde auch das Marktprinzip gestärkt, da immer wieder neue Teilnehmer am Markt auftreten könnten, die mit der Zeit wachsen und sich mit anderen Unternehmen zusammenschließen. Neue Ideen könnten für mehr Vielfalt sorgen und Angeboten einen Platz am Markt verschaffen, die unter den jetzigen Bedingungen nicht möglich sind.
Hausmeister
Kunst und Kultur
Taxis und ÖPNV
Die letzten hundert Meter sind oft die schwersten – so geht es auch dem ÖPNV. Aber was wäre wenn, sich ein Taxifahrer schon am Monatsanfang sicher seien könnte, dass er das Geld für Miete und Essen am Ende des Monats bekommt. Er könnte die Fahrt zu einem Preis anbieten, der die Kosten der Fahrt deckt, und käme durch die intensive Nutzung unter die Kosten einer Fahrt mit dem privaten Auto. Wer also bisher mit seinem eigenen Auto zur Arbeit fährt, könnte sich für ein Taxi zum Bahnhof entscheiden und von dort mit dem ÖPNV zur Arbeit fahren.
Umgekehrt kann mancher Besuch bei Freunden in ländlichen Regionen mit Bus, Bahn und Taxis erfolgen, weil die letzten zehn Kilometer vom Bahnhof mit einem Taxi erschwinglich sind und nicht mehr als die gesamte Fahrt mit dem eigenen PKW kosten. Vor allem auf dem Lande machen die letzten Meter den ÖPNV unattraktiv und grenzen dadurch all jene aus, die kein Auto fahren können – insbesondere ältere Menschen, die so noch eher gezwungen sind, ihr Zuhause zu verlassen, weil die tägliche Versorgung in unerreichbarer Ferne liegt.
Mit dem Grundeinkommen könnten sich die Wege in die Gesellschaft verkürzen und somit wieder mehr Menschen von kulturellen und gesellschaftlichen Einrichtungen profitieren, weil diese erreichbar sind.
Kleinstgeschäfte
Wo gibt es heute noch die kleinen Spezialgeschäfte für Haushaltswaren, einen Krawattenladen oder die Kneipe an der Ecke? All diese Geschäfte leiden darunter, dass sie jeden Monat das Gehalt erwirtschaften müssen und dafür ihre Waren zu solch einem hohen Preis anbieten müssen, dass sie wiederum unattraktiv sind. Diese Preisspirale macht auch kleine Lebensmittelläden in Dörfern unattraktiv, weil die Lohnkosten den Preis in solch eine Höhe treiben, dass die Konkurrenz im zwanzig Kilometer entfernten Großmarkt unschlagbar ist – außer für jene, die nicht so leicht dorthin fahren können.
Die Liebe und das Engagement, das die Betreiber dieser Läden mitbringen, können und sollen nicht an der Kasse zur Verhandlung stehen. Es sind Qualitäten, die wir als Gesellschaft grundlegend würdigen müssen und die sich nicht in einer Bilanz fassen lassen. Denn je genauer wir versuchen diese unberechenbaren Größen zu fassen, desto mehr verfehlen wir ihr Wesen. Es sind Eigenschaften, die sich einer Kalkulation entziehen, aber mit einem Grundeinkommen können wir sie anerkennen und würdigen.
Läden sind der Ort des Geschäfts in Reinform und dennoch geschieht dort mehr als ein reiner Waren-Geld-Austausch. Läden sind auch Orte der sozialen Begegnung und des Austauschs von Informationen – ohne dafür zu bezahlen. Gerade diese sozialen Begegnungsstätten müssen gefördert werden, denn sie bilden im Kiez und im Dorf einen Ankerpunkt, der die Gesellschaft verbindet.
Was wäre also wenn, der Lokalbetreiber sich monatlich um die Miete des Geschäfts und den Warenkosten, aber nicht um sein Grundeinkommen sorgen muss? Wären dann vielleicht wieder mehr Wirte bereit, sich täglich hinter die Theke zu stellen, und fänden sich dann offline Online-Händler, die die Waren des Internets auf Wunsch zu sich in den Laden holen, damit man sich vor Ort kaufen kann?
TODO: Vielfalt des Angebots an kleinen Läden
Reparieren
Die Personalkosten sind es auch, die Reparaturen unrentabel und viele Schäden zu wirtschaftlichen Totalschäden werden lassen. Wem heutzutage der Staubsauger kaputt geht, kauft sich lieber einen neuen, denn wenn schon allein ein Techniker sich das Gerät ansieht, entstehen solch hohe Kosten, dass sich ein Neukauf rentiert. Wenn aber ein Techniker als erstes seiner Leidenschaft folgen könnte und ihn nicht die Sorgen um die monatliche Grundversorgung antrieben, könnten viel mehr Geräte repariert werden, die heute im Müll landen. Unsere Müllberge sind zum Teil so groß, weil das Gleichgewicht der Kosten für Reparatur und Produktion zu Gunsten des Ressourcenverbrauchs verzerrt ist.
Wenn wir aber dem Uhrmacher, dem Schneider oder dem Elektroniker wieder die grundsätzliche Wertschätzung entgegen bringen, die ihm als Menschen gebührt, und ihm das alltägliche Leben absichern, können wir als Gesellschaft Lösungen für Probleme finden, die uns heute nicht zugänglich sind. Ein Grundeinkommen würde auf dem Markt die Vielfalt der Angebote – eben Reparatur als Konkurrent zur Produktion – fördern, anstatt zu versuchen, die Produktion mit Regulierungen einzufangen – die doch immer wieder neue Wege um die Regulierungen herum findet.
Mit der Computertechnik wird die Frage nach der Wiederbelebung und Zweitverwertung von Geräten immer dringender, denn oft sind es nur ein paar Tasten- oder Mausklicks, die ein kaputtes wieder in ein brauchbares Gerät verwandeln. Wenn aber das Wissen um diese Tasten- oder Mausklicks hinter einer Kostenbarriere verschlossen liegt, werden wir in Zukunft noch viele nützliche Ressourcen verlieren, weil das Geld uns daran hindert.
Landwirtschaft
So wäre zum Beispiel für landwirtschaftliche Betriebe denkbar, dass die Finanzierung der Arbeitskräfte zum überwiegenden Teil durch das Grundeinkommen erfolgt und somit zusätzliche Arbeitskräfte finanzierbar werden. Auf diesem Weg können Familienhöfe und kleine Betriebe gefördert werden, die mit ortsansässigen Mitarbeitern eine individuelle, ökologische Landwirtschaft statt eines vereinheitlichten Massenbetriebs
Whistleblower
Öffentliches Leben
Bäder, Museen, Landschaftspflege, Bäume, Rabatten
Und wer je in kleinen, privaten Museen einen Rentner erlebt hat, der eine persönliche Beziehung zum Museum hat – vielleicht weil er zuvor sein (Erwerbs-)Arbeitsplatz oder sein Forschungsgebiet war –, wird die Leidenschaft kennen, mit der selbst Leute außerhalb der kapitalistischen Leistungsgrenzen noch eine Aufgabe mit solcher Hingabe erfüllen. Es bedarf nur der Möglichkeiten.
Pflege
Der Lebenslauf
Bei all diesen möglichen Veränderungen im Berufsalltag wird am Ende auch der Lebenslauf nicht unverändert bleiben. Während heute die Abschnitte Schule, Erwerbstätigkeit und Rente das Leben kennzeichnen, können mit dem Grundeinkommen die Übergänge verschwimmen und das gesamte Leben von der Teilhabe an der Gesellschaft geprägt sein.
Wenn sich also im Frühjahr die Gelegenheit bietet und die Büroarbeit gegen eine Hilfsarbeit in einer Gärtnerei getauscht werden kann, warum dann nicht die Schönheit des Erwachens der Natur miterleben? Es muss ja nicht jedes Jahr sein und jeden Menschen erfreut dies auch nicht. Aber jeder kann im Laufe des Jahres Momente und Möglichkeiten finden, in denen er in anderer Form an der Gesellschaft teilnimmt.
Wenn im Winter ein Handwerker wetterbedingt nicht seiner Tätigkeit nachgehen kann, könnte er in einer Schule und seine Fähigkeiten und Erfahrungen im Rahmen von Projekten weitergeben. Dies würde Schülern vielfältiger und greifbarer die Möglichkeiten des Lebens vermitteln und Handwerker könnten Dinge ausprobieren, die der Berufsalltag nicht zulässt. Es geht dabei nicht um Spitzenleistungen oder Großgehälter. Es geht schlicht und einfach darum, dabei zu sein und dass ein solcher Tätigkeitswechsel auch viele soziale Bindungen schaffen und das Gesellschaftsgefüge stärken kann.
Und wen mit 30 oder 40 der Wissensdrang packt, der kann noch einen zweiten Bildungsweg einschlagen, um dann mit 50 aus den gesammelten Erkenntnissen die volle Leistungsfähigkeit zu schöpfen. Wenn ein Grundeinkommen den Zeitdruck des Einkommenserwerbs abmildert, könnte auch die Schulzeit grundsätzlich verlängert werden. Heutzutage gibt es so viele Themen, die für das künftige Leben wichtig sind. Warum sich also nicht die Zeit nehmen und all diese Themen mit etwas mehr Zeit vermitteln, um nicht gleich gestresst ins Leben zu starten? Gerade das Lernen und neue Erfahrungen könnten von der Freiheit des Grundeinkommens profitieren und sich im ständigen Wechsel der Erwerbstätigkeit das ganze Leben lange ergänzen – denn selbst im (Renten-)Alter gibt es noch vieles zu entdecken und vieles zu leisten.
Unser heutiges Arbeitsleben ist durch das starre Korsett der körperlichen Leistungsfähigkeit eingeschnürt. Von 20 bis 60 verwerten wir möglichst intensiv unseren Körper, um ihm im Anschluss Erholung zu gönnen und um uns den schöngeistigen Dingen zu widmen. Als die meisten Berufe noch von körperlicher Arbeit geprägt waren, war dies auch sinnvoll. Wenn aber der primäre Sinn der Arbeit die Teilnahme an der Gesellschaft ist und sich nur im Laufe der Zeit die Form der Teilnahme verändert, dann können sich ganz andere Lebensläufe und Lebensziele entwickeln.
Der tiefere Sinn von Arbeit und Nicht-Arbeit
In der Zeit der Kindheit lernt ein Mensch vor allem durch Nachahmung und mithilfe von Regeln, die er befolgt oder bricht, um die Welt entlang dieser Pfade zu ergründen. Später ermöglichen diese Grundregeln es ihm, sich allein durch die Welt zu bewegen und selbständig, ohne Führung zu handeln und immer weiter die Welt zu ergründen. In der Kindheit sind die Regeln auch eine Hilfe, das erlebte zu verstehen, einzuordnen und zu begreifen. Später im Leben bedarf es dann zum selbständigen Handeln auch eines selbständigen Verstehens, um aus den eigenen Erlebnissen und Erfahrungen die eigenen Erkenntnisse zu gewinnen.
Jedoch gleicht der Vorgang des Verstehens nicht dem des Handelns. Während der erste mehr eine körperliche Tätigkeit ist, ist der zweite mehr eine geistige Tätigkeit. Damit aus dem sinnlichen Erlebnis die geistige Erkenntnis erwächst, bedarf es nicht der Arbeit, sondern der Muße – einer Zeit des Nichthandelns, Nachdenkens und Sinnierens über das Erlebte, um daraus die Essenz zu extrahieren, die sich in den Rucksack der Erkenntnisse für den weiteren Weg durchs Leben packen lässt. Die Muße ist eine Zeit des Innehaltens, um die gesammelten Erfahrungen zu ver*inner*lichen.
TODO: Bild: »Erkenntnisprozess: Lernen fürs Leben«
Arbeit Muße
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Welt Erlebnisse, Erkenntnisse
Erfahrungen
Arbeit verschafft uns also den notwendigen Rohstoff – die Erlebnisse –, mit dem wir durch die Muße zu Erkenntnissen gelangen, die uns dann helfen auf die Fragen des Lebens eine Antwort zu finden. In unser gegenwärtigen Zeit ist jedoch das Verhältnis von Arbeit und Muße aus der Balance geraten und wir füllen tagein, tagaus den Topf der Erfahrungen bis zum Rand und darüber hinaus ohne ihn wieder sinnvoll zu leeren. Zu unserem Pech hat der Topf ein Loch und Stück für Stück verrinnen unsere Erfahrungen ungenutzt und wir müssen jeden Tag aufs Neue die Arbeit verrichten, weil der Erkenntnisprozess abgebrochen wurde und wir wenig oder nichts behalten haben. Dies führt zu dem Gefühl, dass wir trotz des permanenten Handelns und der ständigen Betriebsamkeit auf der Stelle treten, ohne auf dem Weg des Lebens spürbar voranzukommen.
So sehr die Arbeitsteilung uns in der Entwicklung der Menschheit vorangebracht hat, beim Prozess des Lebens können wir sie nicht nutzen. Denn für die Arbeitsteilung braucht es unterschiedliche Individuen, doch in unserer Haut stecken nur wir allein. Die Lehren des Lebens – unseres Lebens – können wir uns nicht von jemand anderem geben lassen. Sie reifen in uns und jeder Mensch muss für sich allein für sich persönlich die individuelle Antwort auf die Frage finden: »Bin ich glücklich und zufrieden – habe ich den Frieden mit mir und der Welt gefunden?« Die Antwort kann vielleicht durch Worte eines anderen Menschen angeregt werden, jedoch kann sie nicht von jemand anderem gegeben werden, geschweige denn dass andere für uns denken könnten.
In der Natur geschieht nichts ohne Grund und jedes Ding hat ganzheitlich betrachtet seine Berechtigung und ist vollkommen – und sei es gerade im perfekten Zustand als Vorstufe hin zu etwas Besserem. Darum plagen auch uns Menschen zeitlebens immer wieder und spätestens zum Ende des Lebens hin existenzielle Fragen wie: »Wo stehe ich in der Welt und welche Werte vertrete ich?«, »Weshalb existiere ich und was ist der Sinn des Lebens?«, »Bin ich glücklich?«, »Bin ich bereit zu sterben?«
Wenn ein jeder für sich einen Grund für seine Existenz gefunden hat, wird er damit die Anerkennung seiner selbst nicht mehr von äußeren Bestätigungen abhängig machen oder den Vergleich mit anderen suchen. Er wird aus sich heraus seine Daseinsberechtigung erfahren und somit ein glückliches Leben führen können, weil er den inneren Frieden gefunden hat und den unausweichlichen Tod nicht mehr fürchten braucht. Wir brauchen also die Arbeit für unsere Erfahrungen, den damit verbundenen Kontakt mit anderen Menschen für Inspirationen und im Wechselspiel damit die Muße, um unserem Sinn des Lebens näherzukommen.
Wie nun weiter?
Der nächste Schritt sollte sein, über all das hier Gesagte gründlich nachzudenken und zu überlegen, wie man selbst es mit der Arbeit hält und wie man zur gesellschaftlichen Teilhabe steht. Wem dabei Verbesserungen, Fehler oder Ergänzungen einfallen, kann diese mir gern schreiben. Ich bin an Hinweisen und Kritik jeglicher Art interessiert und nehme sie sehr gern unter arbeit@jo-so.de entgegen. Dann heißt es, darüber reden – Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen und anderen Menschen hiervon erzählen und die Ideen weitertragen. Wer eine Seite im Internet betreibt, kann dort seine Meinung zu dem Thema beitragen.
Um der Politik deutlich zeigen zu können, ob Veränderungen gewünscht sind oder auch nicht, sollten bei openPetition.de zwei Kampagnen gestartet werden: eine, die sich dafür ausspricht, den Wandel anzustoßen, und eine, die dagegen steht und genau diese Veränderung ablehnt – was nicht bedeutet, dass jegliche Veränderung abgelehnt wird, nur eben diese. Mit der Gegenkampagne sollen all jene eine Stimme bekommen, die eben nicht diese Form der Veränderung wünschen. Vielleicht entstehen auch weitere Gegenkampagnen, die ein besseres Modell der Arbeit und Teilhabe an der Gesellschaft vorschlagen. Wichtig ist nur, dass die Ideen auf den Tisch kommen und jeder die Chance hat, sich zu beteiligen. Um ein realistisches Bild von der Interessenlage zu bekommen, sollten die Ziele der Kampagnen auch bei 5 Mio. Stimmen liegen, damit sichergestellt ist, dass auch mindestens 10 % der wahlberechtigten Bevölkerung davon gehört haben.
Damit dies gelingen kann, könnten parallel dazu Sammelaktionen in Form von Crowdfunding gestartet werden, um Anzeigen in großen Zeitungen oder gar im Fernsehen zu finanzieren. Auf diesem Weg können viel mehr Bundesbürger von den Ideen erfahren und ihre Stimme für eine der Kampagnen abgeben, damit das Abstimmungsergebnis ein klareres Signal an die Politik sendet, wie der Wille der Gesellschaft aussieht.
Denn der nächste Schritt liegt bei der Politik, die sich mit den Ideen auseinandersetzen und ihre Vorstellungen davon in Form von Wahlprogrammen vorlegen muss, damit zur Bundestagswahl 2021 die Wähler die Möglichkeit haben, ihren Wunsch in demokratischer Form zu äußern. Vielleicht ist dies der Moment für bisher unsichtbare oder auch neue Parteien, mit weitsichtigen und mutigen Konzepten die Politik zu bestimmen.
Allerdings sollen wir uns nicht der Illusion hingeben, es sei in fünf Jahren verwirklicht. Der Kern von allem ist ein Wandel in den Köpfen, ein Wandel des Denkens über das Miteinander – und gesellschaftliche Wandel brauchen Jahrzehnte. Aber alles beginnt mit einem ersten Schritt und den haben Sie mit dem Lesen dieses Textes getan. Nun heißt es hinausgehen, davon erzählen und darüber reden. Ich wünsche viel Freude dabei.
Nach dem Ende: Gedankensammelstelle
Existenzberechtigung
Der Mensch hat seine Existenzberechtigung. Die Kategoriesierung in gut oder schlecht führt schon auf den falschen Pfad: ob ein Leben fromm oder sündig, erfolgreich oder nicht verlaufen ist, da ist schon die Frage nach den Kategorien falsch, denn sie führt hin zu einem vergisst einen Teil: Die Berechtigung rein aus der Existenz heraus »ich darf sein, weil ich bin« Vielfältige Bewerten: 1) messen 2) aus reiner Anerkennung; Teil der Gesellschaft: 2) weil er Mensch ist, weil er teilnimmt 1) weil er leistet; Teil der Welt: 2) jedes Ding darf sein 1) weil es nützlich ist
- In der Natur/Evolution: Jedes Ding darf sein (Hier und Jetzt), nur die
nützlichen Dinge bleiben (Zukunft). – Fähigkeit in die Zukunft zu schauen
verleitet zu falschen Maßstäben/Orientierung. Leben im Hier und Jetzt ggü.
heute Leben für die (bessere) Zukunft – Zukunft ist ungewiss, Mischung/Balance
aus Gegenwarts- und Zukunftsorientierung, Mischungsverhältnis nicht
allgemeingültig gegeben und verändert sich auch über das Leben hinweg von mehr
Zukunft (Lernen) hin zu mehr Jetzt, weil absehbar ist, dass die Zukunft nicht
mehr viel ist, nicht mehr Aufschieben; Entscheidend:
- es gibt nicht das eine Ziel, sondern mind. zwei
- die Gewichtung der Ziele ist unbestimmt bzw. muss individuell gefunden werden
- die Gewichtung verändert sich
- Fertigkeit zum Aushalten dieser Ungewissheit/Unsicherheit (Klarheit/eine Regel nicht erlangbar) und Umgang mit diesem System (lernen seinen Weg zu finden und zu gehen)
Evolutionsprinzip und Vielfalt
Evolution benötigt Vielfalt, einerseits für Kombination als Ausgang für neue Generation (damit durch Mischung etwas drittes entsteht, müssen sich die Ausgangsteile unterschieden haben) und für die Selektion, denn wenn nur eine Art existiert und diese schlecht angepasst ist – ausselektiert wird –, dann ist danach nichts mehr da. Vereinheitlichung tötet Evolution.
Wenn nur roter Sand vorhanden ist und man mischt roten Sand mit rotem Sand, kommt wieder nur roter Sand heraus. Man tritt auf der Stelle bzw. dreht sich im Kreis. Hat man aber roten und gelben Sand, so kann man ihn zu unterschiedlichen Verhältnissen mischen und bekommt immer wieder neue Farben.
Wenn man nur roten Sand hat und dieser nicht passt, dann geht es nicht weiter. Wenn aber roter, gelber, oranger
Der Mensch hat verschiedene Bedürfnisse – Schutz, Geborgenheit, Hunger, Durst, schlicht: Er will leben.
Das letzte Hemd hat keine Taschen.
Ziel
- Geburtenrate für eine stabile Bevölkerung
- Gründerrate für eine lebendige Wirtschaft
- Anerkennung
- Vielfalt
- Das was uns im Leben trägt, sind erfüllende Beziehungen zu anderen Menschen, sind die Zuwendungen, die wir von anderen Menschen bekommen.
- Erzwingen kostet Energie und Kraft,
- absichtslose Leidenschaft und Freude, am Herzen liegt
- Dinge tun, weil sie für sich schön und wertvoll genug sind
- Das Leben einzuatmen und irgendwann das Glück zu erfahren, ein Teil davon zu sein.
- von Victor Frankl, dass es der menschlichen Seele guttut, sich selbst zu transzendieren, d. h. zum Gelingen von etwas beizutragen, was über mein Einzel-Ego hinausweist
- Zerlegen in immer kleine, reinere Einheiten, um eine perfekte Eindeutigkeit zu erlangen, eine Singularität des Seins, mit dem Wunsch es dadurch in voller Gänze fassen und abstrahieren zu können, um es dem Geiste vollständig zugänglich zu machen
- Physik ist im kleinsten auf stochastische Prozesse gestoßen
- Volksmund: Bei Geld hört die Freundschaft auf; wenn man anfängt zu zählen und die Abrechnung zu machen
- Ambiguität: Vielfalt zulassen und aushalten, die Nichtdeterminiertheit anerkennen und mit genau dieser Unschärfe lernen, das Leben zu gestalten
- zwei Systeme: Wirtschaft fürs exakte, Gesellschaft für das Nichtzählbare, Nichtbewertbare; persönliche Gefühle sind nicht bewertbar, nicht vergleichbar
- Wirtschaft als die Kultivierung des Drangs zur Lebendigkeit oder zur Rationalisierung, der Greifbarmachung für den Verstand (ratio) durch die Reduktion auf markante Teile und Abstraktion
- deshalb tritt man in der Wirtschaft in eine Rolle (Arbeiter, Chef, …) ein, damit man diese auch wieder verlassen kann; das Ausleben dieses Fetischs mit dem Recht auf Rückkehr ins soziale Leben
- Mensch ohne Muße = Maschine/Roboter
- Muße ohne Arbeit = schlecht
Der Staat wird nicht um Schlaraffenland oder zur verhätschelnden Mama, sondern wir geben eine Aufgabe an die Gemeinschaft ab. Der Staat ist kein ominöses Unternehmen, sondern wir sind der Staat: Wir alle haben einen Teil unserer Aufgaben, Ausbildung der Kinder, Strom/Wasser/Telefon-Versorgung, Sicherheit und Schutz, Produktion von Waren, an die Gemeinschaft übertragen und übernehmen an einigen Stellen Aufgaben für andere Mitglieder der Gesellschaft. Kein Bäcker bäckt all das Brot für sich, Strom, Wasser und Mehl bekommt er von anderen geliefert – das ist das geniale System der Arbeitsteilung und Spezialisierung.
Große Dinge könnten nicht allein geleistet werden, es muss ein Gemeinschaftsprojekt sein. Fängt an bei Läden, in denen keiner zwölf Stunden arbeiten will und daher mehrere Schichten die Arbeit aufteilen. Geht bin bis zu großen Häfen für internationalen Schiffsverkehr, die kein Mensch allein stämmen/bewältigen kann. Und dennoch bedürfen/brauchen wir ihrer jeden Tag, direkt oder indirekt.
- »Erwerbsarbeit«
Die Wirtschaft ist teil des Staates, genauso wie zum Beispiel auch Kultur und Sport. Die Wirtschaft ist mit ein Teil dessen, was der Mensch braucht, um sein Leben glücklich zu entfalten. Aber die Wirtschaft steht nicht über allem, sondern ist ein Teil und
Nicht die Gesellschaft hat sich der wirtschaftlichen Denkweise unterzuordnen, sondern die Wirtschaft stellt einen Teil des menschlichen Lebens dar und hat dem menschlichen Leben zu dienen.
Staat als Abbildung des Menschen: Ein Teil das Rationale, kühle, zählen, messen, bewerten = Wirtschaft, Kreativität = Kunst, Kampfgeist = Sport; Wissenschaft = Neugier, Forscher- und Entdeckerdrang? Gibt es einen Bereich für soziales?
- Mitarbeiter kann leichter ein Unternehmen wechseln, wenn es ihm nicht mehr gefällt. Jeder Bürger kann leichter mit einem eigenen Unternehmen seine Philosophie verwirklichen. Individuelle Prägung geben. Freiheit heißt wählen zu können
Lesestoff
- Sascha Nicke: »Selbstausbeutung: Der Irr-Sinn der Arbeit«, Zeit Online
- Reinhard Höppner: »Arbeit aus, alles aus? – Politik am Ende der Arbeitsgesellschaft«, Anderbeck-Verlag, 2005, ISBN: 978-3937751276
- Lisa Herzog: »Digitalisierung: Kann digitale Arbeit menschlich sein?«, Zeit Online