Ein merkwürdiges und paradox klingendes Phänomen beschreibt der als »unheimliches Tal« oder »Akzeptanzlücke« bezeichnete Effekt, dass Menschen künstliche Figuren befremdlich finden und ablehnen, wenn sie zu menschlich wirken. Akzeptanz ist also keine monoton steigende Größe, sondern fällt ab einem bestimmten Moment unerwartet wieder ab, bevor sie danach wieder ansteigt.

Wenn in einem Film oder einem Computerspiel Figuren deutlich als computergeneriert erkannt werden, stört sich der Zuschauer nicht daran. Ist die Grafik jedoch besser, aber nicht perfekt, kommt ein merkwürdiges Unbehagen auf und die Figuren wirken befremdlich.

Darstellung des Akzeptanzlückeneffekts mit Einordnung verschiedener Objekte
und
Kreaturen.

Meine Deutung des Effekts ist die Überlagerung zweier Kurven: Der Mensch bewertet etwas gesehenes danach, ob es abstrakt oder real ist, und verwendet für beide Einstufungen unterschiedliche Maßstäbe: Ästhetik und Authentizität bzw. Identifizierung. An dem Punkt, wo die Kurve abfällt, wird die Darstellung als »echt« empfunden und es überwiegt bei der Bewertung nach einem anderen Maßstab als zuvor.

Solange eine Darstellung als abstrakt erkannt wird, kann man sie mit einem inneren, emotionalen Abstand bewerten; gemäß der Ästhetik. Wenn eine Darstellung sehr realistisch ist, bewertet man sie gemäß den Ansprüchen, wie gut sie die Wirklichkeit darstellt. Bei menschlichen Abbildungen wird, denke ich, noch der Effekt hinzukommen, dass eine realistische Darstellung plötzlich die Bewertung nach Identifikation und Gruppenzugehörigkeit auslöst. So wie Menschen auch Menschen aus fremden Kulturen ablehnend gegenüberstehen, wird dann die Darstellung abgelehnt, weil sie plötzlich als Mensch und nicht mehr als abstraktes Objekt bewertet wird.