Gestern hat mich WhatsApp wieder mal aufgeregt, weil die App wieder Nachrichten verloren hat. Meine Vermutung ist, dass die App nach dem nächtlichen Backup eine offene Transaktion in der Datenbank lässt, die durch das Beenden der App durch Android zurückgesetzt wird. Neue Nachrichten, die in der Zeit eintreffen, gehen dadurch verloren.
Da es keinen Bugtracker oder technischen Kontakt zu WhatsApp gibt, wird dieses Problem wahrscheinlich nie behoben. Für mich persönlich sind damit die Zugangshürden für WhatsApp spürbar. Nur mit dem hauseigenen Client kann man am WhatsApp-Netzwerk teilnehmen.
In dem Frust habe ich mich an die EU-Kommission gewandt, in der Hoffnung, dass diese sich mit dem Problem der unfreien Zugänge beschäftigt.
Sehr geehrte Damen und Herrn,
sehen Sie es als eine Möglichkeit an, Anbieter von sozialen Netzwerken im Speziellen, aber vielleicht auch in einem zweiten Schritt alle Anbieter in anderen Bereichen zu folgendem zu verpflichten?
Ab einer Größe von 10 Mio. Teilnehmern/Nutzern muss ein Anbieter eine API einrichten, die es auch Nichtmitgliedern ermöglicht, einen Grundzugang zum Netzwerk zu erlangen. Die Beschreibung der API muss öffentlich zugänglich sein und darf nicht mit Lizenzen oder Patenten belegt sein.
Ich sehe eine solche Forderung aus der gesellschaftlichen Sicht als geboten an, um einer Spaltung der Gesellschaft entgegen zu wirken. Es ist in Ordnung, wenn sich viele kleine Untergruppen der Gesellschaft bilden und ein diverses Spektrum an Angeboten schaffen. Werden aber einige »Inseln« zu groß und der Zugang ist nicht uneingeschränkt möglich, spaltet sich die Gesellschaft und grenzt Teile untereinander aus.
Als Beispiel für ein zu verpflichtendes Netzwerk sehe ich WhatsApp an: WhatsApp bietet einen Zugang nur über den eigenen Client an. Nutzer von Geräten, die von diesem Client nicht unterstützt werden (z. B. Blackberry) sind vom Netzwerk ausgeschlossen. Ebenso sind Nutzer ohne Smartphone ausgeschlossen. Würde WhatsApp einen freien Zugang anbieten, könnten Drittanbieter Apps für Nischenmärkte entwickeln, die WhatsApp ausschließt.
Eine derartige Schnittstelle stellt keine übermäßige Anforderung für die Anbieter dar und eine Gefährdung ihres Angebots besteht auch nicht, da sie bereits 10 Mio. Nutzer gebunden haben.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Sommer
Mal schauen, was passiert und ob eine sinnvolle Antwort kommt.
Auch über mein persönliches Problem mit WhatsApp hinaus sehe ich den freien Zugang zu großen Teilgruppen der Gesellschaft als notwendig an. Konzerne dürfen nicht irgendwelche Hürden aufbauen, die indirekt durch den Netzwerkeffekt dazu führen, dass der übrige Teil der Gesellschaft gezwungen ist, sich den Regeln des Konzerns zu fügen.
Facebook ist da ein ähnliches Beispiel, dass über einen kostenlosen Client und ein gutes Angebot einen erheblichen Teil der Gesellschaft eingesammelt hat. Der Zugang ist aber nur über den Facebook-Messanger und die Facebook-Webseite möglich, die gewisse Nachteile haben.
Auswirkungen
Über die sozialen Netzwerke hinaus wären auch direkte und indirekte Auswirkungen gegeben:
Alte Smartphones kämen dadurch nicht mehr zur »geplanten Obsoleszenz«, weil eben Drittanbieter ein Angebot für ältere Geräte schaffen könnten.
Banken müssen eine freie Schnittstelle anbieten, damit Kunden auf ihr Konto zugreifen können.
Reaktion der EU
Nach einer Woche kam dann die Antwort auf meine Anfrage. Ich solle doch bitte den genauen Rechtstext benennen, auf den ich mich beziehe und den ich gern erläutert bekommen würde. 😠 Dieser ganze EU-Kontakt ist also nur eine scheinheilige Nummer, bei der es eben nicht darum geht, dass Bürger mit der Kommission in Austausch treten können. Es geht nur darum, dem Bürger die Beschlüsse und die Arbeit der Kommission zu erklären (die er nicht von selbst versteht).