Beim Deutschlandfunk gab es ein interessantes Gespräch über Gier mit dem Sozialethiker Gerhard Kruip:

Geiz ist eben die übersteigerte Sehnsucht nach Dingen, die man besitzen kann, die man für sich benutzen kann, meistens verbunden mit der Weigerung, das zu teilen mit anderen. Allerdings wird dabei häufig der Nutzen, den das eigentlich hat, überschätzt oder falsch eingeschätzt, denn viele Menschen, die geizig sind oder gierig sind, die haben eben ein übersteigertes Begehren nach diesen Dingen und fragen sich gar nicht wirklich, tut ihnen das gut, hilft ihnen das weiter, fühlen sie sich dadurch wirklich besser. Insofern ist es eine Fehlform der Sehnsucht nach Erfüllung oder Glück.

Gier ist also das übersteigerte Begehren nach Gütern zur Kompensation des Mangels an sozialen Beziehungen und sozialer Wertschätzung – der Versuch immaterielle mit materiellen Gütern auszugleichen.

Kruip gibt auch einen guten Hinweis, dass Werbung gerade die Gier nutzt und fördert:

Die Erfahrung sagt uns ja tatsächlich, dass dieses Übertreiben des Habenwollens letzten Endes eben nicht dazu führt, dass man sich besser fühlt, sondern dass man eher sozial isoliert wird, dass man vereinsamt, dass das, was man hat, einem dann gar nicht mehr so viel gibt. Und in dem Zusammenhang müssen wir insbesondere natürlich auch eine kritische Haltung gegenüber der Werbung ausbilden. Die Werbung setzt ja darauf, unsere Gier anzustacheln, aber ich glaube, wir sind in der Lage, uns dagegen auch zu wehren und die Werbung kritisch zu betrachten, uns frei zu machen von diesen Versuchungen, die ja genau darin bestehen, immer wieder etwas zu verkaufen und das dann mit etwas zu verbinden, was sich gar nicht durch Kauf erwerben lässt – wie eben zum Beispiel menschliche Zuwendung.