Das europäische Institut für Normung hat im Februar 2020 den Standard EN 45554:2020 über die Reparaturfähigkeit von strombetriebenen Produkten veröffentlicht. In diesem wird eine Bewertung in fünf Stufen A–E festgelegt, wonach zum Beispiel Verschlüsse, die beim Öffnen des Gerätes brechen, ein Gerät als nicht reparierbar klassifizieren. Exotische Schrauben, Spezialwerkzeuge oder Anleitungen, die nur autorisierten Partnern zugänglich sind, führen auch dazu, dass die Geräte eine geringere Einstufung bekommen.

Diese Norm ist erst ein Anfang, aber eine gesetzliche Vorgabe könnte jetzt dazu führen, dass auf Geräten deren Einstufung angegeben werden muss, so dass man vor dem Kauf – und dem ersten Reparaturfall – erkennen kann, wie nachhaltig ein Produkt ist. In Frankreich ist eine solche Verordnung bereits geplant.

Bis es in Deutschland (Digitalisierung und Neuland und so) dann so weit ist, kann man zum Beispiel die Liste der Bewertungen zur Reparaturfähigkeit von Smartphones konsultieren, bevor man sich für ein Gerät entscheidet, und auf alle Fälle den Aufruf für ein Recht auf Reparatur unterzeichnen.

Apple öffnet sich für unabhängige Werkstätten

Laut dem Bericht Apple liefert Originalteile jetzt auch an freie Werkstätten in Europa bewegt sich der Technologiekonzern Apple nun auch weiter in Richtung Reparaturfähigkeit seiner Geräte. Bisher war der Zugang zu Bauteilen und Informationen nur autorisierten Werkstätten möglich, was Apple aber jetzt lockert. Es gibt die kostenfreie Möglichkeit, eine Schulung mit Zertifikat abzulegen, um sich als Apple-Techniker akkreditieren zu lassen, um dann auch an Dokumentationen und Originalbauteile zu kommen. Damit dürfen die Geräte von Apple eine Stufe in der Bewertung der Reparaturfähigkeit nach EN 45554:2020 nach oben klettern.

Von Apple ist das ein guter Zug, das Wissen und den Zugang zu erleichtern, aber gleichzeitig für die Qualität in Form einer Schulung zu sorgen.

Mein iBook G4

Ich kann nämlich selbst von leidvollen Erfahrungen mit Apple-Nicht-Reparaturen berichten: Ich habe lange Zeit mit einem iBook G4 gearbeitet, bis es am Lüfter des Todes (engl. fan of death) litt. Irgendwann habe ich das Geräte gestartet und der Bildschirm blieb schwarz, wurde dann immer greller und der Lüfter drehte voll auf. Der autorisierte Apple-Händler in Jena sagte mir nur »ist halt kaputt«, aber nach einer intensiven Recherche im Netz stieß ich dann auf entsprechende Berichte anderer iBook-Besitzer.

Am Ende stellte sich heraus, dass die Verbraucherzentrale von Dänemark eine Untersuchung des Falls vorgenommen und festgestellt hatte, dass an einem Beinchen eines Chips sich der Kontakt gelöst hatte, was zu der Fehlfunktion führte. Mein erster Ansatz war, etwas Korken zwischen Gehäuse und Chip zu kleben, um den Chip anzudrücken. Dies funktionierte auch recht gut, da der Chip nur nach dem Einschalten diese Kontaktschwierigkeiten hatte, und irgendwann habe ich mir den Anschluss von einem Freund neu löten lassen, um eine dauerhafte Lösung herzustellen.

Dieser Ärger von »iBook kaputt« über »Händler will nicht oder hat wirklich keine Ahnung« bis hin zu Selbstbastellösung war für mich ein prägendes Erlebnis, das mir den himmelweiten Unterschied zwischen gutem Arbeitsgerät und Schrott in Form von einer winzig kleinen Information, wo man drücken muss, gezeigt hat.

Mit entsprechenden Anleitungen im Internet habe ich damals auch gelernt, das iBook zu öffnen, dann das war auch schon mit Haken versehen, die sehr leicht brechen konnten, wenn man nicht wusste, wie sie zu öffnen waren. Das Zentralelement für Reparaturen sind Informationen. Das Internet hilft zwar, Informationen leicht zu verbreiten, aber wenn Hersteller dieses Wissen nicht herausgeben, ist die Hürde sehr groß.