Medienkompetenz heißt ja »Kompetenz im Umgang mit (einem oder mehreren) Medien«. Genauso wenig wie man einem Förster nach einem Kettensägenlehrgang eine Kompetenz im Baumfällen bescheinigen würde oder man Sprachkompetenz durch einen Ferienkurs erlangt, genauso wenig kann man Medienkompetenz durch Fortbildungen erlangen. Einem Förster wird erst nach vielen gefällten Bäumen eine Baumfällkompetenz bescheinigen und ebenso verhält es sich mit Medien. Medienkompetenz ist nichts wie Mendelsche Gesetze oder Umstellen von Gleichungen, das man pauken kann.
Medienkompetenz erwirbt man nur durch Üben, Üben, Üben und eine möglichst vielfältige und kreative Nutzung – weshalb ein dediziertes Fach, losgelöst vom restlichen Schulleben widersinnig ist; dort werden Medien unter angepassten und künstlichen Bedienungen genutzt, aber nicht eingebettet in den natürlichen Lauf des Lebens. Wenn also ein Lehrer es in den letzten zwanzig Jahren nicht geschafft hat, in seinem alltäglichen Leben den Umgang mit Medien zu erlernen, dann lernt er das erst recht nicht bei einer Fortbildung.
An der Medienkompetenz zeigt sich auch der Fehler des alten Bildungssystems: Für Medienkompetenz gibt es kein Rezept, das man auswendig lernt und dann stur abarbeiten kann. Medienkompetenz erfordert eine offene, selbstsichere und reflektierte Nutzung von Medien, da die Grundlage das Medium schwer zu fassen ist bzw. sich ständig wandelt. Ein Rezept, das man verteilt, ist ein halbes Jahr später veraltet oder beim nächsten Medium nicht mehr nutzbar. Medienkompetenz liegt vielmehr auf der zweiten Ebene, ist also ein Rezept, um Rezepte für die Nutzung von Medien zu erstellen. Und dafür muss man Denken und nicht Anwenden lehren.