Ein lesenswertes Interview mit dem Armutsforscher Christoph Butterwegge zu den Folgen der Corona-Maßnahmen. Das Kardinalproblem ist die Vermögensverteilung in Deutschland, die vor allem die ärmeren Menschen in der Krise vor größere Probleme stellt. Derb würde ich es so ausdrücken: Die Corona-Maßnahmen sind eine Lösung von weißen, reichen, alten Männern für die von ihnen empfundenen Probleme.
Die Phase des Lockdowns im Frühjahr hat drastisch vor Augen geführt, dass ein großer Teil der in Deutschland lebenden Menschen kaum in der Lage ist, finanziell über die Runden zu kommen, wenn das reguläre Einkommen mal für ein paar Wochen ausfällt. Bis tief in die Mittelschicht hinein fehlt es schlicht an Rücklagen.
Aber ich halte es für einen Skandal, wenn die Bundesagentur für Arbeit durch Zahlung von Kurzarbeitergeld einen Großteil der Lohnkosten von BMW übernimmt, obwohl genug Geld da war, um den Aktionären eine satte Dividende von 1,64 Milliarden Euro zu zahlen. […] Dänemark und Frankreich binden Überbrückungshilfen an die Bedingung, dass ein Unternehmen keine Gewinne ausschüttet.
Gleichzeitig entfallen laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung inzwischen 67 Prozent des Nettogesamtvermögens auf das oberste Zehntel, 35 Prozent konzentrieren sich auf das reichste Prozent der Bevölkerung und das reichste Promille kommt immer noch auf 20 Prozent. Das bedeutet, dass sogar unter den Reichen selbst sich der Großteil des Vermögens bei den Hyperreichen zusammenballt.