Ich habe früher für einige Bücher bei Amazon Rezensionen eingestellt, die leider gelöscht wurden, aber die ich mir über eine DSGVO-Auskunft wiederbeschafft habe.

Peter Nathschläger: Es gibt keine Ufos über Montana

Meine Rezension bei Amazon: Den Satz mit Füßen getreten vom 2. April 2006

Man glaubt es immer nicht, aber es gibt sie wirklich: Word-Dokumente im Buchformat. Das erste, was auffällt, ist die serifenlose Schrift, die nach meinem Empfinden eher das Lesen langer Texte erschwert als eine besondere Gestaltung darstellt. Der Text klafft in Ermangelung eines ordentlichen Ausgleichs auf den Zeilen und mitten im Satz springt einem ein anderer Schriftschnitt entgegen. Der Bindestrich wird an einigen Stellen als Gedankenstrich verwendet, Apostrophe fallen als Kommata auf die Zeile oder werden durch freistehende Accent aigues erstetzt und ausführene Gänsefüßchen werden auch gern mal als einführende Gänsefüßchen genutzt. Eine Katastrophe.

Ebenso finden sich kleine Rechtschreib- und Grammatikfehler im Text. Der Text auf der Rückseite enthält sogar einen inhaltlichen Fehler: »Wiedersehen [der beiden Jungen] nach 30 Jahren«. Getrennt wurden die beiden 1985 und das Buch spielt im Jahr 2004. Das sind für mich 19 Jahre. Das Buch macht auf mich sehr stark den Eindruck, dass es keinen Lektor gab.

Den Schreibstil finde ich an sehr vielen Stellen zu vulgär »Sylvia sah aus wie durch den Arsch gezogen«. Auch mangelt es mir an Spannung in dem Buch. Ich konnte es jederzeit bei Seite legen ohne ein Verlangen zu haben, es weiter zu lesen.

Der Inhalt wirkt eher flach und zusammen gestückelt und wird durch verschiedene parallel laufende Erzählungen verwischt. Auch finde ich den Kern der Geschichte – dass man nicht alles glauben sollte, was irgendwer erzählt und mehr Vertrauen zu den Menschen um sich herum haben sollte – nicht sehr gut ausgearbeitet.

Fazit: Das Beste am Buch ist noch das Bild auf dem Denkel.

Reinhard Höppner: Arbeit aus, alles aus? – Politik in der Arbeitsgesellschaft

Meine Rezension bei Amazon: Mal etwas andere Ideen was Arbeit seien sollte vom 27. Mai 2006

Reinhard Höppner beschreibt in seinem Buch auch oder vor allem aus der Sicht eines Politikers was Arbeit ist, seien sollte und seien kann. Als ehemaliger Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt kann er mit vielen Beispiele aufwarten und aus Erfahrungen schöpfen.

Das Buch – im handlichen Taschenbuchformat – ist sauber gegliedert und fast wie ein mathematischer Beweis aufgebaut, in dem zuerst aufgesammelt wird, was gegeben ist, welche Rahmenbedingungen vorliegen und was bereits unternommen wurde, um daraus eigene Ideen und Vorschläge für die Zukunft der Arbeit zu entwickeln.

Dabei geht es um solch grundsätzliche Dinge wie »Was ist Arbeit?«, »Welche Bedeutung hat Arbeit für uns?« und »Welche Bedürfnisse soll Arbeit befriedigen?« Die Antworten klingen banal: sozialer Kontakt, Erwirtschaften eines Einkommens und Definition der Persönlichkeit an der geschaffenen Arbeit.

Aber das Arbeitsvolumen wird in Zukunft durch Automatisierung und Globalisierung eher abnehmen als ansteigen. Ist das schlimm? Wollen wir wirklich eine Vollbeschäftigung? Es muss ein Umdenken geschehen. Wir müssen auch andere Tätigkeiten als Arbeit begreifen um unser Bedürfnis »etwas geschaffen zu haben« auch darin zu befriedigen.

Was können wir dabei noch von der Politik erwarten? Kann Politik überhaupt Arbeit schaffen? Denn Arbeit gibt es »nur« in der Wirtschaft. Zu diesen Fragen liefert Herr Höppner interessante Antworten, die aufbauend auf den vorangegangen Betrachtungen ein ganz anderes Bild unserer heutigen Situation liefern.

Was also sollte sich oder besser was sollten wir ändern? Herr Höppner macht viele Vorschläge, über die man ruhig einmal nachdenken sollte.

Fazit: Das Buch ist wirklich lesenswert.

Noch einige prinzipielle Bemerkungen: Den Satz und die Gestaltung des Buches finde ich gut gelungen. Der Text ist an einigen Stellen kompliziert geschrieben, aber alles in allem flüssig lesbar.

Bruno Gmünder: Liebe in diesem Augenblick

Meine Rezension bei Amazon: Vier Wochen lang Mäuschen … vom 20. August 2006

Wer wollte noch nicht, gern mal Mäuschen im Leben eines anderen spielen oder in den Kopf eines anderen sehen können und dessen Gedanken erfahren? Stefan Gellner gibt mit seinem Buch »Liebe in diesem Augenblick« die Möglichkeit dazu, vier Wochen lang am Leben von Georg, Larissa, Marc, Alex, Harald, Gaby und ihren Freunden teilzuhaben und von ihren Gedanken, Gefühlen, Problemen und Freuden zu erfahren.

Die unterschiedlichsten Charaktere, die man im wahren Leben antrifft, sind auch im Buch zu finden: Der ewig Untreue, der ewig Einsame, der Sturkopf, der Ossi, der Ich-glaub-ich-bin-schwul und der Romantiker. Und auch alle die Probleme, die das Leben so kennt, sind vertreten: Geldsorgen, Umzugsstress, Lügen, Zweifel, Blamage, …

Das Buch vermittelt keine Weisheiten oder berichtet von neuen Erkenntnissen des menschlichen Zusammenlebens. Es sind die alltäglichen Dinge des Lebens, die erzählt werden, die einen zum schmunzeln bringen oder aufschreien lassen »Nein, das kannst du nicht tun.«

Viele der beschriebenen Situationen hat man selbst schon erlebt und findet sich, seine Freunde und andere Bekannte in vielen Geschehnissen wieder. Es ist einfach ein Spiegel, ohne Kitsch, blühender Phantasie und künstlichen Problemen, wie sie jede Vorabendserie zum Überleben braucht.

Der Text lässt sich angenehm flüssig lesen. Schön an dem Buch finde ich auch die Gliederung. Es ist in 84 in circa drei bis vier Seiten lange Abschnitte gegliedert, die immer ein Stück aus der Welt einer Person erzählen. Damit eignet es sich hervorragend für die tägliche Bahnfahrt oder die halbe Stunde Kaffee am Nachmittag.

Florian Höltgen: Ein Tag am See

Meine Rezension bei Amazon: Gefühlschaos eines Tages vom 25. Oktober 2010

An dem Buch »Ein Tag am See« von Florian Höltgen gefällt mir sehr gut die Idee, die Handlung an einem einzigen Tag spielen zu lassen. Es gibt ja wirklich diese Tage, an denen nichts normal läuft. Morgens glaubt man noch, es wird ein schöner, ruhiger Tag, und am Abend liegt man im Bett und hat das Gefühl, die Welt hätte sich seit dem Morgen drei Mal um ihre Achse gedreht. Insofern finde ich die Idee, das Chaos der Entdeckung neuer Gefühle und des Sichverliebens auf einen Nachmittag am See zu beschränken, nicht zu fiktiv und eben einmal etwas ganz anderes als die Bücher, die ihre Handlung auf Wochen und Monate verteilen.

Das Buch ist in viele Abschnitte gegliedert, in denen jeweils eine der beiden Hauptpersonen, die sich ineinander verlieben, abwechselnd zu Wort kommt. Allerdings waren mir teilweise die Wechsel zu häufig (vier Mal innerhalb von zwei Seiten) und die kurzen Überlappungen der Handlung, dass also wirklich das selbe Geschehnis aus den zwei unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird, fand ich zu viel. Da hätten auch ruhig ganze Abschnitte aus Sicht einer einzelnen Person geschildert werden können. Mit der Zeit lernt man doch wie die beiden denken und fühlen. Da bedarf es dann nicht noch einer Erklärung.

Ebenso hat mir, vor allem zum Ende des Buches hin, dieses Auswalzen der Gedanken nicht gefallen. Ich fühlte mich so ein bisschen um meine Fantasiereise gebracht, wenn mir einfach schon alles vorgelegt wurde. Ein bisschen möchte ich auch beim Lesen meine Welt der Handlung erschaffen können, ohne an den Stellen, an denen es sich der Autor wünscht, das Schild »Bitte jetzt klatschen« präsentiert zu bekommen. Auch dass der Leser selbst erkennen kann, wer gerade gesprochen hat, wenn nicht die entsprechende Person nach der wörtlichen Rede genannt wird, sollte man ihm zugestehen. All dass hat mich dann oft von einem Anführungszeichen zum nächsten springen lassen, weil /ich/ mir den Teil zwischen den Dialogen ergänzen wollte bzw. wusste, dass Silke sprach, wenn im Vieraugengespräch mit Timo ihm geantwortet wurde. Manchmal sind Worte, die man nicht schreibt, besser, weil sie der Leser in seinen Gedanken genau so schreiben wird, wie sie dem Leser perfekt vorkommen.

Also die Idee des Buches gefällt mir gut und ist nicht zu sehr an den Haaren herbeigezogen, aber mir ist der Text zu langatmig, was das Lesevergnügen bremst. Das Buch ist lesenswert, aber für eine weitere Auflage gibt es durchaus Verbesserungsmöglichkeiten.

Noch ein paar altkluge Anmerkungen: (1) die linken Anführungszeichen im Buch sind falsch, an wenigen Stellen haben ich, IIRC, auch mal Zollzeichen gesehen, (2) den Absatzeinzug finde ich einen Tick zu viel, (3) man darf Wörter auch trennen, was zu weniger Löchern im Text führen wird, (mit LaTeX gibt's Ligaturen und den optischen Randausgleich gleich kostenlos dazu) (4) die Schreibweise »E-mail« im Impressum ist nicht dudenkonform und (5) dass der Autor, laut Personenbeschreibung mit seinem Hund und seinem Freund zusammenlebt, empfinde ich als eine merkwürdige Prioritätensetzung.