Ich habe dieses Schuljahr das große Glück, gleich zwei Seminarfacharbeiten betreuen zu dürfen. Für mich ist dieses Thema auch neu, denn ich selbst musste in meiner Schulzeit keine Seminarfacharbeit schreiben. Jedoch habe ich schon anhand der beiden Arbeiten einige Ideen und Gedanken zum Thema entwickelt, die ich im Folgenden ablegen will.

Organisation der Arbeit

Wichtig ist zum einen ein zentraler Ort zur Ablage aller Informationen und die Disziplin alle Informationen auch dort abzulegen. Dies muss (und sollte) keine komplizierte Software wie ein Projektmanagementprogramm sein, sondern ein einfaches Textdokument, das Formatierungen und Verweise unterstützt genügt; ein Etherpad. Selten weiß man im Voraus, welche Anforderungen man hat und bevor man sich in eine Software eingearbeitet und die Tücken überwunden hat, ist man mit einem Blatt Papier schon fertig. Es geht nicht um Schönheit oder Perfektion, am Ende wir die Seminarfacharbeit und nicht der Projektplan abgegeben, aber eine gute Organisation ist die Grundlage einer vernünftigen Arbeit.

Das System sollte auch keine großen Hürden stellen, damit die Motivation, Informationen abzulegen, nicht sinkt. Einfach klein anfangen und das Dokument immer weiter ausbauen. Daneben können noch ein Kalender oder andere Systeme genutzt werden, aber maßgeblich muss das Dokument sein, damit für alle beteiligten leicht ersichtlich ist, was gilt und keine Zugänge zu irgendwelchen Cloudsystemen beschafft werden müssen.

Im Zweifelsfall genügt auch eine einfache Textdatei (mit z. B. Markdown-Formatierung), die man mit Syncthing unter allen Beteiligten verteilt. Aber es kann auch ein Google/One-Drive mit den Dateien seien, solange alle Beteiligten Zugriff darauf haben.

Hier ein Beispiel als Vorlage:

Angaben zur Arbeit

Termine

Aufgaben

offene Aufgaben

erledigte Aufgaben

Informationsquellen

Die Arbeit

Das Wesentliche einer wissenschaftlichen Arbeit ist das strukturierte, geplante Vorgehen. Zu allem Schritten sollte das Ziel und Methodik vor der Umsetzung klar seien und es nicht zu einem Stochern im Nebel und anschließendem Schönreden kommen. Alle Schritte sollten aufeinander aufbauen und so das Gesamtwerk formen und zur Kernaussage bzw. Haupterkenntnis führen. Die Schritte müssen klar verständlich und deren Prämissen bekannt sein – keine Spekulationen oder diese ggf. entsprechend kennzeichnen.

Gliederung

Eine wissenschaftliche Arbeit ist im Großen betrachtet nicht viel anders als ein literarisches Werk oder ein Theaterstück: Es gibt den Prolog, in dem die Teilnehmer und der Gegenstand des Stückes präsentiert werden, den Hauptteil, der den Kern des Werkes bildet und sich bis zum Höhepunkt entwickelt, und dem Epilog, der das Werk zusammenfasst und abrundet. Im Detail sieht es natürlich anders aus, aber so ist für eine wissenschaftliche Arbeit die grobe Gliederung:

  1. Einleitung: mit der Erläuterung des Thema, ggf. einer Einbettung in andere Themen und Fragestellungen und einem Ziel, das mit der Arbeit verfolgt wird
  2. Literaturrecherche: Was sagen andere zu dem Thema, welche anderen Erkenntnisse rund um das Thema gibt es, die relevant sind?
  3. Hauptteil:
    1. Erläuterung der Methodik: Wie soll das Ziel erreicht werden?
    2. Umsetzung/Durchführung
    3. Ergebnisse und Auswertung
  4. Zusammenfassung der Arbeit: Was war das Ziel? Wurde es erreicht? Was waren die Erkenntnisse?
  5. Ausblick: Manchmal stößt man bei der Arbeit auf Fragen, deren Beantwortung den Rahmen sprengen würde. Diese kann man am Ende aufwerfen »In weiteren Arbeiten wäre die Untersuchung der … interessant«, sodass man zeigt, dass man auch noch über das eigene Thema hinaus blickt.

Für jeden Abschnitt sollte man für sich eine oder zwei Leitfragen verfassen, anhand derer man prüfen kann, ob man das Ziel des Abschnitts erreicht hat, also dem Leser genau diese Erkenntnis vermittelt hat. Damit erreicht man eine bessere Fokussierung der Abschnitte und implizit steht hinter allem eine Kernaussage. Also »Was soll der Abschnitt vermitteln/Was soll der Leser am Ende gelernt haben?«

Vor allem der Hauptteil sollte untergliedert werden, um den Inhalt besser zu strukturieren und Abschnitt für Abschnitt Erkenntnisse liefern, auf die man später aufbauen und verweisen kann. Jedoch ist die Gliederung nicht in Stein gemeiselt und kann sich bis zum Schluss ändern. Wichtig ist, dass die Arbeit einem roten Faden folgt und nicht wild vor- und zurückspringt, also nicht die Ergebnisse diskutieren, bevor die Messung durchgeführt wurde.

Sammelabschnitt für weitere Gedanken

Hilfreich ist es, am Ende des Dokuments einen Pseudoabschnitt für weitere Gedanken zu haben, in dem man stichpunktartig alle Ideen und Textfetzen ablegt, für die es im gegenwärtigen Text keine passende Stelle gibt. Dieser Abschnitt ist am Ende im besten Fall leer oder man packt eben die guten Ideen noch in den Ausblick.

Vorgehen

Für unbekannte Themen eignet sich eher ein Top-Down-Ansatz, bei dem man von der Kernfrage aus sich immer mehr in das Thema vertieft. So entwickelt man erst die Grobgliederung, wie oben erläutert, und geht dann Abschnitt für Abschnitt durch und unterteilt diese in Unterabschnitte bzw. Absätze, die man dann füllt.

Bei bekannten Themen kann man auch einen Bottom-Up-Ansatz wählen, bei dem die Ergebnisse vielleicht schon vorliegen und »nur noch alles zusammengeschrieben werden muss«, also dem ganzen der wissenschaftliche Rahmen gegeben werden muss.

Kreativität lässt sich nicht erzwingen und manchmal fehlt die Muse zum Schreiben und die Worte kommen nur zäh wie Kaugummi. Daher ist es sinnvoll, immer etwas (ein Handy) zum Schreiben dabei zu haben, um sich Textfetzen oder Ideen aufschreiben zu können, wenn sie einem irgendwann kommen. Diese kann man später in sein Dokument an die passenden Stellen einfügen, womit sie vielleicht einen guten Einstieg in spätere Schreibarbeit liefern, wenn man sich dieser widmet.

Allgemein ist es auch hilfreich, sich überall stichpunktartig Notizen zu den Abschnitten zu machen und grob anzureißen, was man sagen will. Diese Stichpunkte kann man dann später zu Absätzen ausbauen und hin und herschieben.

Schreibform

Fragebogen

Vorbemerkung: Eigentlich müsste dieser Fragebogen von den Lehrern oder dem Schülerrat verteilt und die Ergebnisse Jahr für Jahr ausgewertet werden. Somit würde mit der Zeit ein kleiner Schatz entstehen, der den Schülern beim Start der Seminarfacharbeit nützliche Dienste leisten könnte. Bis dies aber in den Schulen passiert, ergreife ich die Initiative und fange mal bei meinen Schülern an.

Mit etwas Neuem zu beginnen ist immer schwer und die Seminarfacharbeit ist für alle Schüler irgendwann der erste Schritt auf ein neues Gebiet. Bei solchen »Entdeckungstouren« ist es oft hilfreich, die Erfahrungen derer zu kennen, die irgendwann zuvor auch diesen Schritt gegangen sind.

Dieser Fragebogen dient also zum einen dazu, nützliche Hinweise für kommende Generationen von Seminarfacharbeitsschreibern zu sammeln und ihnen ein Bild vom Weg zu vermitteln, das die Sorgen nimmt – denn es mag leichter verlaufen, als anfangs befürchtet – und Fallstricke aufzeigen, die einen ins Straucheln bringen können. Zum anderen soll der Fragebogen aber auch zur Reflexion über das eigene Handeln anregen und den Befragten zu einen Blick auf das Ganze und die Lehren daraus anregen.

Verbesserungen und weitere Fragen bitte ergänzen!

Am Anfang

Dieser Abschnitt sollte nach der ersten Etappe ausgefüllt werden, wenn das Thema und die Betreuer gefunden sind und die Gliederung in ihren groben Zügen aufgestellt ist.

Schreibst Du die Arbeit allein oder schreibt Ihr als Gruppe?

Welchen Bezug hast Du zum Thema Deiner Arbeit?

Wie bist Du auf das Thema gekommen?

Was waren die ursprünglichen Ziele und Ideen für die Arbeit?

Wie hast Du den externen Betreuer gefunden?

War Deine Suche eines Betreuers im Rückblick effizient? Was würdest Du anderen Schülern empfehlen?

Welches ist Deine Eigenleistung der Arbeit?

Zum Schluss

Diese Fragen sollten am Ende, wenn alles, so schön gesagt, in Sack und Tüten ist, ausgefüllt werden.

Bist Du zufrieden mit Deiner Arbeit?

Wenn Du heute noch einmal wählen müsstest, würdest Du ein anderes Thema wählen?

Was ist völlig anders verlaufen, als Du es anfangs erwartet hattest?

(Für Teams) Hattet Ihr Strukturen und waren diese hilfreich?

Falls Ihr Zuständigkeiten verteilt hattet, welche Rollen gab es und was war grob der Inhalt?

Welche guten Erfahrungen würdest Du anderen Schülern für ihre Seminarfacharbeit mitgeben?

Worauf sollten andere Schüler unbedingt bei ihrer Seminarfacharbeit achten?

Ergebnisse des Fragebogens