Bei der Wirtschaftswoche habe ich endlich eine Erklärung gefunden, was der E-Euro bzw. digitale Euro werden soll: Der digitale Euro bedroht Banken, Privatsphäre und Eigentum. Der Artikel ist zwar sehr hysterisch und verschwörerisch geschrieben, aber er benennt die wesentlichen Kritikpunkte an der Idee.

Der digitale Euro soll schlicht und ergreifend ein Konto bei der Europäischen Zentralbank (EZB) werden, sodass Kunden ihr Geld nicht mehr (nur) bei Geschäftsbanken haben, sondern direkt an der Geldquelle. Das klingt verlockend, denn es würde den Markt aufräumen und einfacher gestalten – statt 100 Geschäftsbanken nur noch die eine Zentralbank –, aber schon der Begriff Zentralbank sollte einen aufschrecken lassen.

Zentralisierung hat nur im engeren Sinne einige Vorteile, ist aber für das Gesamtsystem eher schädlich; siehe am Beispiel des Internets die Großkonzerne Facebook, Google u. s. w. Eine solche Machtkonzentration, selbst wenn es eine staatliche Organisation ist, ist nicht gut, denn dies geht mindestens mit dem Problem des Single-Point-of-Failure einher; nicht einmal die großen Internetkonzerne bekommen ihre Technik ausfallsicher hin. Also schon das strukturelle Problem der monotonen Gestaltung (die ja das Ziel von Konsolidierung und Zentralisierung ist) führt zu Gefahren und mindert die Resilienz. Weiterhin wird das Gesamtsystem dadurch behäbiger, denn die Strukturen zur Verwaltung eines solchen Zentralsystems werden jegliche Innovation – einen E-Euro 2.0 – im Keim ersticken. Systeme brauchen eine gewisse Vielfalt, um auf Dauer anpassungsfähig für neue Anforderungen und wehrhaft gegen Störungen zu sein, um überleben zu können.

Außerdem wissen wir spätestens seit Michel Foucault, dass Macht nie verschwindet, sondern immer nur eine andere Gestalt annimmt. Daher ist es wichtig, Macht zu verteilen und nicht zu konzentrieren. Eine Machtkonzentration, egal ob in staatlicher oder privater Hand, ist auf Dauer nie gut – den ewig wohlwollenden Diktator gibt es nicht.

Der E-Euro ist also zum einen eine Täuschung, weil er keine Neuerung bietet –  elektronische Geldzahlungen gibt es schon lange und ließen sich mit Instant-Payment sinnvoller fortentwickeln – und zum anderen birgt diese vielleicht gut gemeinte Aktion von »wir machen da jetzt mal was mit digital« zu große Gefahren – für das System selbst und für die Gesellschaft. Da hat einer wieder nicht zu Ende gedacht – sprich da war mehr Dummheit als Boshaftigkeit am Werk.