Bei This American Life habe ich die Podcast-Folge »The Invention of Money« entdeckt.
Geld ist eine Fiktion
Im ersten Teil dreht es sich um die Frage »Was ist Geld?« Ein genialer Moment der Folge ist die Antwort auf die Frage, wohin die Billionen von Dollar in der Finanzkrise verschwunden sind: »Sie waren vorher schon nicht da – Geld ist eine Fiktion.«
Erläutert wird das ganze mit einer Geschichte von einer Insel, auf der unbewegliche Steine als Zahlungsmittel gelten. Bei dieser Projektion greift sich jeder an den Kopf und denkt »Wie doof sind die?«, aber so läuft es auch tatsächlich mit unserem Geld. Wir glauben einfach nur an dessen Wert und deshalb hat es den Wert.
Hyperinflation in Brasilien
In Brasilien kam in den 1950er Jahren ein Präsident auf die verrückte Idee, eine neue Hauptstadt zu errichten. Für die Finanzierung hat er kurzerhand die Geldpresse angeworfen, was allerdings zu einer Inflation führte, weil dem gedruckten Geld keine echten Werte gegenüber standen. Diese Inflation weitete sich über die Jahre hinweg zu einer Hyperinflation mit knapp 3000 % pro Jahr (pro Monat stiegen die Preise um das 2,5-Fache) im Jahre 1990. Danach kam ein Machtwechsel und die Hoffnung auf eine bessere Wirtschaftspolitik, aber als diese nicht kam, stieg die Inflation wieder auf 2000 % p. a.
Die abstrusen Folgen waren, dass in den Supermärkten Arbeitsstellen geschaffen wurden, um jeden Tag die Preisschilder der Waren zu ändern, dass Bierbrauer kein Bier mehr gebraut haben, weil der Brauvorgang zu lange dauerte[^](Für diese Geschichte sind mir zwei Erklärungen eingefallen: (1) wenn der Bierbrauer (auf Kommission arbeitet und) erst die Bezahlung für das Bier erhält und danach (bei steigenden Preisen) die Zutaten kauft oder (2) die Investition über den Zeitraum durch den Preisanstieg so groß ist, dass der Bierbrauer nicht das notwendige Kapital hat. Aber eigentlich sollte er Profiteur der Situation sein.) und das die Löhne zwei Mal am Tag gezahlt wurden, weil die Preise abends bereits höher als am Mittag waren.
Gelöst wurde das Problem im Jahr 1994, indem eine zweite fiktive Währung Unidade real de valor eingeführt wurde, deren Ausgabe für einige Monate später angekündigt wurde. Der Kurs des URVs war an den des US-Dollars gekoppelt und unterlag daher nicht der Inflation wie die eigentliche Währung. Nach einigen Wochen merkten die Menschen, dass der Kurs der neuen Währung stabil blieb und so fingen sie an, mit dieser neuen Währung zu handeln und schöpften wieder Vertrauen, wodurch die Inflation auf unter 100 % p. a. sank.
Sich das Währungssystem wieder stabilisiert hatte, wurde die alte Währung durch die neue abgelöst und die jahrelange hohe Inflation war einfach weg. Begleitend dazu gab es einen Plan zur Sanierung der Wirtschaft, um die Hoffnung in die neue Währung zu untermauern.
Die Inflation in Brasilien war vor allem einer Glaubenskrise geschuldet und hatte sich verselbständigt. Daher half es vor allem, den Menschen ihren Glauben an eine solide Währung wiederzugeben, um die Hyperinflation zu beenden.