In der New York Times habe ich einen interessanten Artikel über Viren gefunden: »Trillions Upon Trillions of Viruses Fall From the Sky Each Day«. Viren gibt es massenhaft auf der Erde und sie zirkulieren in einer Luftschicht virosphere unterhalb der Flughöhe von Flugzeugen um die Erde.

Viren sind zwar keine Lebewesen und benötigen eine Wirtszelle, um sich fortzupflanzen, aber bei dieser Vermehrung verändern sie auch ihre Wirte. 40–80 % des menschlichen Genoms gehen auf Teile von Viren-DNS zurück. Unter anderem ist ein Abschnitt, ARC genannt, für das Nervensystem des modernen Menschen zuständig.

Viren beeinflussen auch ganze Ökosysteme, indem sie Schädlinge töten (im Artikel wird eine Algenplage beschrieben). Viren können auch komplexe Ketten ökologischer Wandel in Gang setzen: Zum Beispiel hat die Rinderpest zum Tod vieler Huftiere in Afrika geführt, wodurch sich Akazienwälder und Pflanzen an Stellen entwickeln konnte, die zuvor abgefressen wurden. Dies wiederum hat dazu geführt, dass sich Feuchtgebiete bildeten, in denen sich die Tsetsefliege entwickeln und ausbreiten konnte, die wiederum den Virus für die Schlafkrankheit verbreitet.

Am Ende des Artikels hat man ein Gefühl völliger Demut vor dem Wirken der Natur. Wenn man diese ganzen Abläufe und Zusammenhänge sieht, wie kleine Teile in Großes eingreifen und kleine Änderungen Ketten einer Entwickelung mit Höhen und Tiefen anstoßen, die aber im Ganzen ein ausgeglichenes und stabiles System hervorbringt, dann merkt man, dass man als Mensch nur ein kleines Rädchen im System ist und viel größere – aber ganz simple – Kräfte wirken.