Bei Statistiken bzw. statistischen Auswertungen ist immer Vorsicht geboten; denn: »Mit Statistiken kann man alles zeigen, sogar das Gegenteil«. Das größere Problem liegt dabei nicht in der statistischen Erhebung – wobei auch da schon große Fehler passieren können –, sondern in der Auswertung und Interpretation der Zahlen.

Bei Xing bzw. im Blog der Wirtschaftswoche wurden zwei Statistiken zitiert, die zum einen aussagen, dass sich 40 % der Menschen in Deutschland darüber Sorgen machen, wie Unternehmen ihre persönlichen Daten im Internet verwenden, und zum anderen, dass 40 % der Deutschen ihre Daten als gut geschützt empfinden. Der Blog-Eintrag kreiert daraus die Aussage:

Das zeigt – zwischen gefühlter Sorglosigkeit und tatsächlicher Aktion klafft hierzulande eine deutliche Lücke: Denn 60 Prozent der Deutschen machen sich keine Sorgen um Datenverluste – aber mit 40 Prozent haben auch deutlich weniger entsprechende Schutzvorkehrungen getroffen.

Diese Diskrepanz sehe ich nicht in den Zahlen, wie ich in den Kommentaren auf den Seiten geschrieben habe:

Ich finde, die Zahlen decken sich sehr gut: 40 % der Menschen in Deutschland machen sich Sorgen darüber, wie Unternehmen ihre persönlichen Daten im Internet verwenden, und 40 % der Menschen empfinden ihre Daten als gut geschützt. Aus beiden Zahlen kann man ablesen, dass für 40 % dies ein relevantes Thema ist.

Über die Komplementärmengen kann man nur bedingt etwas schlussfolgern, denn warum die 60 % nicht über die Nutzung ihrer Daten besorgt sind, könnte darin liegen, dass sie es nicht interessiert, oder darin, dass sie ihre Daten als in guten Händen empfinden. Es gibt ja auch Statistiken, die mehr als 66 % der Deutschen bei Facebook sehen – im Widerspruch zu den Skandalen –, was auch dafür spricht, dass die Leute einfach leben und sich nicht der Datenschutzangst ergeben wollen. Das Thema Datenverlust ist durch Einzelfälle und hypothetische Bedrohungsszenarien stark emotional aufgeladen, womit Berater sehr gut verdienen.

Man müsste genauer in die Statistiken und die Fragen zur Erhebung schauen – was ich nicht getan habe –, um klären zu können, was die 60 % der Menschen denken. Pauschal würde ich immer sagen: Über das, was nicht gefragt wurde, kann man keine sichere Aussage treffen. Denn realweltliche Probleme sind selten so klar wie mathematische Fragestellungen und daher gilt selten das Prinzip des ausgeschlossenen Dritten.

Angst vor Datenmissbrauch als Geschäft