Hier gibt es zwei Kritiken am Design und der Bedienbarkeit von Unix: »The Unix-Haters Handbook« und »The truth about Unix: The user interface is horrid«. Das Unix-Hasser-Handbuch ist definitiv sehr satirisch verfasst und sollte nicht für bare Münze genommen werden. Aber es enthält interessante Betrachtungsweisen, die schon so manche Entwurfsentscheidung als überdenkenswürdig erscheinen lassen.

Die zweite Kritik an der Benutzeroberfläche (den Kommandos der Shell) ist auf alle Fälle lesenswert, da hierin der Unterschied zwischen AT & T-Unix und BSD herausgearbeitet wird und man sehr schön sehen kann, wie sich System mit mehreren »Köchen« entwickeln. Auch im Vergleich 30 Jahre später sind viele der angebrachten Kritiken noch aktuell, aber in den 30 Jahren hat sich niemand bemüßigt gefühlt, dies zu ändern, obwohl es doch Veränderungen gab: lange Optionen (--help statt -h) haben sich durchgesetzt und Subcommands (git …, adb …).

Vieles in den Kritiken ist aber meiner Meinung nach der Betriebsblindheit geschuldet, die sich einfach einstellt, wenn man in einem Bereich lange arbeitet. Die Entwickler von Unix haben zuvor in Assembler programmiert und dann die Programmiersprache C entwickelt; daher ist cp so kryptisch wie strcpy und mov r1, #3 – in diesem Universum sind dd, ls und tar xf - völlig verständliche Anweisungen.

Ich halte es fast für natürlich, dass ein Programmierer keine guten Benutzerschnittstellen bauen kann, weil er stark im Sinne der Funktionalität denkt und die Systeme bottom-up, also von der Kernfunktion her hin zur Benutzeroberfläche entwickelt. Insofern sind solche Beobachten durch die Außenwelt immer ein sehr guter Hinweisgeber für Verbesserungen.