An Facebook zeigt sich exemplarisch die menschliche Doppelmoral!
Dieses Verhalten würde ich eher als Diskrepanz zwischen (persönlicher) Ethik und (gesellschaftlicher) Moral ansehen. Überall wird herumposaunt, dass Facebook schlimm und schrecklich ist, aber tatsächlich erfahrbar für Nutzer ist es nicht. Die Skandale sind an keine persönliche Betroffenheit gekoppelt; keiner hat durch Cambridge Analytica einen persönlichen Schaden erfahren. Wenn allerdings Facebook nicht erreichbar ist, wechseln die Leute, weil dann der persönliche Schaden da ist. Deshalb sind AGB-Änderungen auch gefährlich, weil damit jeder persönlich angesprochen wird.
Das Problem ist also, dass die Leute stärker nach ihren (persönlichen) Eigeninteressen handeln und nicht die gesellschaftlichen Gesamtfolgen in den Blick nehmen. Wen wundert's? Da würde ich eher all jenen eine Doppelmoral unterstellen, die den Neoliberalismus feiern und sich über neoliberales Verhalten ereifern.
Um die Nutzer also zum Wechsel zu bewegen, muss man ihnen eine Alternative mit Mehrwert bieten. Facebook zu zerschlagen wird außer einem kurzzeitigen Schock nichts bewirken. Stattdessen sollte der Staat die gute Konkurrenz von Facebook fördern.
BTW: In welchem Punkt ist Xing gesellschaftlich betrachtet eigentlich besser? Mit Menschen bei Xing kann man nur in Kontakt treten, wenn man auch bei Xing ist, und Kommentare, die Nutzer unentgeltlich beisteuern, sind ohne Anmeldung nicht zu lesen – gesellschaftlich generierter Content wird der Gesellschaft vorenthalten. Wir sitzen hier genauso auf einer abgeschotteten Insel und meckern über die Bewohner der Facebook-Insel, wie gesellschaftsunfreundlich die sich verhalten.