Ich bin jetzt auf den Satz gestoßen:

»Vogelfrei« heißt, dass jemand wie ein Vogel nach mittelalterlichem Recht in dem Sinne »frei« ist, dass er niemandem gehört und ihn deshalb jeder sich aneignen darf.

In mir hat sich gleich das Entsetzen darüber geregt, dass die Freiheit des Individuums hier überhaupt nicht Anteil findet und das Subjekt wie ein Objekt betrachtet wird. Aber dies spiegelt die (einseitige) Sicht der herrschenden Schichten auf die ihnen untergebenen wider.

Freiheit lässt sich unter zwei Perspektiven sehen: 1. aus Sicht des Individuums/aus der Innenperspektive auf die Handlungsfähigkeit 1. als Handelnder in der Außenperspektive/der Draufsicht auf Nutz- und Verfügbarkeit

Wir hadern vielleicht gerade mit dem Kapitalismus, mit der Neoliberalisierung, weil sie etwas suggeriert, das sie nicht will: Bei der Marktliberalisierung geht es um die Freiheit des Marktes, so wenig Regeln wie möglich. Aber mit der Aufklärung und dem Humanismus liegt uns eher die Freiheit der Marktteilnehmer nahe. Wir kämpfen also mit einem Missverständnis/Kommunikationsproblem (Doppelbotschaft): Das Wort Freiheit/Liberalisierung meint die Außensicht und diese bestimmt auch das Handeln, aber wir denken intuitiv an oder wünschen uns die Innenperspektive.


What Does “Free as in Speech” or “Free as in Beer” Really Mean?: gratis = Weitergabe der Ware ohne Rechte (einfache Fall), libre = Weitergabe der Ware und Rechten (eine größere Gabe)

Interessant: Beer ist materiell, Speech ist immateriell


Im Lied »Die Gedanken sind frei« ist auch die Freiheit im Wechselspiel zwischen der Beherrschbarkeit von materiellen und immateriellen: »Beleget den Fuß / Mit Banden und mit Ketten … Die Gedanken sind frei.«