Vorausgegangen ist diesem Text die Frage, was der Unterschiedlich zwischen einer Geldanlage auf einem Sparbuch und einem ETF ist.

Also so als Crashkurs: Geld ist ein Wertäquivalent, das als Tauschmittel verwendet wird. Früher hat man halt Schwein gegen Kartoffeln getauscht, aber das ist unpraktisch und daher hat man sich ein Äquivalent gesucht, dem man den Wert zugeschrieben hat. In der Regel war dies Gold (was an sich wertlos ist, nur alle glauben, es hätte einen Wert, und daher hat es einen Wert). Gold kann man eben auch leichter Teilen als Schweine und Hühner. Aber irgendwie ist auch Gold unpraktisch, weshalb man (Papier-)Geld erfunden hat. Entscheidend ist aber Geld ist keine Ware, sondern nur ein Tauschmittel.

Gold/Geld hat die Eigenschaft, dass man es sparen kann, zum Beispiel für zukünftige Investitionen. Leider hat Gold auch die Eigenschaft, dass es nicht schimmelt, während ein Bauer mit Kartoffeln schlecht sparen kann, weil diese einen natürlichen Wertverlust haben. Der Goldbesitzer ist also im Vorteil gegenüber dem Produzenten, der Waren besitzt. Durch die Inflation lässt man künstlich das Geld schimmeln, damit der Geldbesitzer nicht im Vorteil gegenüber dem Warenbesitzer ist – im Leben geht es um Waren und nicht um (das Hilfsmittel) Geld.

Geld muss immer in Bewegung sein. Ruhendes Geld ist schlecht, weil es dem Wirtschaftskreislauf entzogen ist und nicht mehr seine Funktion als Tauschmittel wahrnehmen kann. Der Sparer, der sein Geld ins Kopfkissen steckt, schädigt das System (Geldkreislauf) am stärksten. Daher ist es besser, das Geld der Bank zu übergeben, damit die was damit tut und eigentlich sollte dafür die Bank einen wenigstens die Inflation in Form von Zinsen ausgleichen, damit man effektiv nicht ärmer wird (also an Kaufkraft behält).

Die Börse ist (eigentlich) der Ort, an dem sich Ideen und Geld treffen. Wenn eine Firma was Cooles macht oder tun will, dann kann sie Aktien ausgeben und die Leute unterstützen die Idee, indem sie der Firma das Geld leihen. Diese Form ist noch stärker an der natürlichen Unterstützung als Sparbuch → Bank → Kredit an Firma. Ähnlich ist es zum Beispiel auch mit Kickstarter oder SoLaWi (solidarische Landwirtschaft). Dort hat man noch ein direktes Verhältnis Investor mit Geld zu Firma mit Idee.

Bei allem gibt es eben auch Risiken (dass Ideen floppen) und daher versucht man das Risiko durch Streuung zu mindern. Das geht mit ETFs oder Fonds und anderen Finanzprodukten, bei denen sich irgendwer darum kümmert. Leider hat sich der Finanzmarkt verselbständigt (weil die Regierung zu feige ist, da einzugreifen) und es passieren echt hässliche Dinge dort (z. B. Leerverkäufe, Hochfrequenzhandel). Die Börse bzw. diese Finanzgeschäfte haben eben auch eine Schattenseite, weil damit Geld verdient (vermehrt) werden kann, ohne dass tatsächlich ein gesellschaftlicher Mehrwert geschaffen wird. Das ist wie ein Hütchenspiel, bei dem einfach nur oft genug hin und her geschoben wird und am Ende hat plötzlich einer mehr, weil der andere nicht aufgepasst hat. Das ist eine Schweinerei und Banker reden sich das auch immer wieder schön, weil sie davon profitieren und nicht weiter als bis zur Schreibtischkante blicken.

Bei den Geldgeschäften ist es allgemein wie beim Handel: je länger die Kette zwischen Produzent und Konsument, desto schlechter und desto stärker ist die Entartung der Bindung der Glieder zum Produkt. Wenn direkt Produzent und Konsument aufeinander treffen (wie z. B. im Hofladen oder auf dem Wochenmarkt), hat der Produzent noch ein Gefühl dafür, was mit seinem Produkt passiert und ein intrinsisches Bedürfnis zur Schaffung seines Produkts. Wenn aber Zwischenhändler hinzukommen, verliert der Produzent und die Zwischenhändler die Beziehung zum Produkt und dann wird es einfach nur eine Ware. Der Produzent produziert dann nicht mehr nach Bedarf, sondern für den Gewinn und versucht durch Marketing-Maßnahmen den Konsum anzuregen. Und so weiter. Ganzheitlich betrachtet sind solche langen Ketten nachteilig, obwohl sie strukturell auch notwendig sind und Vorteile bieten.

Für das Sparbuch heißt das also, dass dieses (in einer gewissen Weise) weiter von der Idee entfernt ist als ein ETF. Aber das ist schwierig, da Banken i. d. R. auch in lokale Unternehmen investieren und daher Sparer → Sparkasse → Handwerker besser ist als Sparer → ETF → Hedgefonds → Großunternehmen. Darüber kann man viel diskutieren und man muss eigentlich sagen, dass es da kein klares Besser/Schlechter gibt. Das wird sehr zur ethischen Frage, die man nur an konkreten Fällen entscheiden kann.